Epap App: Co-Founder Fabian im exklusiven Interview (2021)

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Foto von: Paula Keen

Das Start-up aus Hannover hat es sich zum Ziel gesetzt, den Kassenbon zu digitalisieren. Mehr erfährst du im Interview mit Co-Founder der epap-App Fabian.

Hallo Fabian, riesen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast. Mit epap habt ihr 2019 ein vorbildliches Start-up gegründet, mit dem ihr den Kassenbons den Kampf ansagen wollt. Was genau steckt hinter der Idee?

Sehr gerne! Die erste Idee zu epap kam tatsächlich aus dem eigenen Bedarf an der Kasse, wo wir jedes Mal genervt waren, wenn man in der heutigen Zeit schon mit Uhr oder mit dem Handy zahlt und dann immer noch einen gedruckten und vor allem unglaublich langen Beleg in die Hand gedrückt bekommt. 

Uns war schnell klar, dass es hier einer Lösung bedarf, die für beide Seiten gut funktioniert – für Händler, aber vor allem für EndverbraucherInnen. Wenn man an sich selber denkt, möchte man mit Sicherheit nicht 20 unterschiedliche Händlerapps herunterladen, um einen digitalen Beleg zu erhalten – dann würde man vermutlich besser verzichten.

Und genau deshalb gibt es uns! Eine App für alle Belege, sei es digitale Belege unterschiedlichster Anbieter bei bisher ca. 4.000 Akzeptanzstellen, aber auch bereits gedruckte Bons per Foto oder Onlinerechnungen. Bei epap wirft man im Prinzip alle Belege und Rechnungen rein und wir bieten dir darauf basierend eine detaillierte Finanzübersicht.

Dabei soll alles so einfach wie möglich sein. Beleg hinzufügen, wir kategorisieren alles für dich und das bei einigen Belegen tatsächlich sogar runtergebrochen auf einzelne Waren. Am Ende berechnen wir darauf basierend automatisch deine Finanzen.

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Erzähl uns doch noch kurz was zu deinem Background. Wie alt bist du, wo kommst du her und was hast du vor epap gemacht?

Ich selber hab einen technischen Background und „komme gebürtig“ aus der Automotive-Richtung. Nach dem Abi habe ich ein duales Studium bei BMW gemacht, damals in Fahrzeuginformatik. Trotz des Angebots, damals fest ins Unternehmen einzusteigen, habe ich dann meinen Master in Human Factors Engineering an der TU München begonnen. 

Das Studium hatte den Fokus darauf, Software oder Apps so zu konzipieren und zu entwickeln, dass User unterschiedlicher Altersgruppen gleichermaßen damit klarkommen und die Usability so hoch wie möglich ist. Das fließt natürlich so direkt in epap ein.

Meine erste Start-up-Erfahrung hab ich ebenfalls an der TU München gemacht, wo der Gründergeist allgegenwärtig ist und ich schlussendlich in einem Start-up die  Softwareentwicklung übernommen habe. 

Das Start-up haben wir leider nach zwei Jahren nicht mehr fortgeführt, trotzdem war das eine tolle Erfahrung. Für meine Masterarbeit bin ich dann zu VW nach Hannover gewechselt und hab mir angeschaut, wie man das Onboarding in einer Smartphone App möglichst effektiv gestalten kann. Hier kam dann auch die Idee zu epap und alles nahm seinen Lauf.

epap-gründerteam
Foto von: Paula Keen

Ihr plant euren Nutzern weitere Features zur privaten Finanzplanung anzubieten. Kannst du uns da ein paar Einblicke geben?

Wir versuchen den Fokus unserer App immer stärker auf das Thema Finanzen zu verschieben. Zum jetzigen Zeitpunkt ist unsere App noch losgelöst vom Onlinebanking zu benutzen, wir sind jedoch gerade dabei, die App mit einer Open-Banking Schnittstelle auszustatten. 

Kurz gesagt heißt das, dass User ab dem nächsten Update das eigene Konto oder die Kreditkarte verbinden können, um dann wirklich alles an einem Ort zu haben – Banking und die eigenen Belege. Das ist ein Thema, das wir dann natürlich ausbauen möchten, d.h. mit automatischem Matching von Transaktionen mit den digitalen (oder auch digitalisierten) Belegen. 

Zusätzlich zum Thema Online Banking werden wir in diesem Jahr noch mehr Kapazitäten in detailliertere Statistiken für unsere User stecken, sogar bis auf einzelne Produkte oder Produktgruppen heruntergebochen.

Welchen Vorteil bietet ihr im Vergleich zu einem klassischen Haushaltsbuch?

Wie gerade kurz angerissen ist es definitiv ein Vorteil von uns, durch die Belege noch eine Ebene genauer sein als das klassische Haushaltsbuch oder anderen Finanzapps, die nur auf dem Banking des Users basieren. 

Dazu bieten wir mit den weiteren Mehrwerten der App zum Thema Belegverwaltung einen deutlich höheren Nutzwert im Alltag. Ich kann meine Belege an einem Ort sammeln oder z.B. meine Garantien verwalten und erhalte im Prinzip zusätzlich hierzu passend meine Finanzauswertung. 

Durch den nahen Bezug zum Einkaufsverhalten des Users bieten wir also mehr Touchpoints, sodass die App auch häufiger genutzt werden kann, als ein paar mal die Woche meine Kontobewegungen zu checken.

Das Thema Nachhaltigkeit spielt offensichtlich eine wichtige Rolle bei euch. Kannst du dazu noch ein wenig mehr erzählen?

Bei uns ist Nachhaltigkeit ein Thema, das wir mit unserer Lösung aktiv angehen und in die Prozesse oder auch unsere Kommunikation einbinden. Eigentlich sollte das ja recht offensichtlich sein, da wir Belege abschaffen und den Druck an der Kasse verhindern.

Wir nutzen das Thema jedoch auch aktiv, um unsere Community anzusprechen, um mehr Bewusstsein für Lösungen wie digitale Belege zu schaffen oder User bei bestimmten Aktionen z.B. durch das Pflanzen von Bäumen zu belohnen.

Dazu gibt es einige Themen, die wir nebenbei verfolgen, um aus dem digitalen Beleg bzgl. Nachhaltigkeit noch mehr herauszuholen. Wir arbeiten daran, Produktinformationen, also die einzelnen Waren, die auf dem Beleg stehen, dafür zu nutzen, den CO2 Fußabdruck eines Users individuell bestimmen zu können. 

Dazu braucht man unter anderem Informationen über die Essgewohnheiten, also ob man Vegetarier ist oder nicht, um den Fußabdruck genau zu bestimmen.

Wir arbeiten mit einer unabhängigen Organisation daran, hier einen Standard zu schaffen, um basierend auf Kassenbons den CO2 Fußabdruck individuell, aber natürlich trotzdem komplett anonym zu berechnen – und im letzten Schritt natürlich dann auch über unsere App direkt zu kompensieren.

Wie groß ist der Aufwand für eure Nutzer und vor allem für die Supermärkte? Habt ihr dazu schon Erfahrungswerte sammeln können?

Generell merken wir, dass teilweise für die Einzelhändler der Aufwand natürlich nicht unerheblich ist, die Infrastruktur für einen digitalen Beleg und die zugehörigen Mehrwerte zu schaffen. 

Unsere Schnittstelle muss in das Kassensystem integriert werden, was jedoch bei modernen Kassen ein geringer Aufwand ist und im Umkehrschluss dem Händler hilft, bei jedem Beleg Geld zu sparen.

Händler profitieren ja auch von den zusätzlichen Vorteilen eines digitalen Belegs, die sie über unsere Schnittstelle nutzen können – z.B. Coupons, das eigene Branding oder beispielsweise ein Feedbackkanal auf dem Beleg. Das überwiegt dann doch den initialen Integrationsaufwand.

Für den User ist das natürlich einfacher – QR-Code an der Kasse scannen und damit ist es eigentlich schon geschafft. Im Laufe des Jahres wollen wir jedoch auch diesen Schritt vereinfachen und den Erhalt des Belegs direkt an die Zahlungsmethode knüpfen.

Diese Frage wurde mir vom Team bereits öfter gestellt. Wie verdient ihr mit epap Geld?

Die Frage hören wir tatsächlich auch häufiger. Generell bezahlen Händler für die Lösung einen monatlichen Betrag pro Filiale, der abhängig davon ist, welche Features der digitale Beleg noch mit sich bringen soll. 

Auf User-Seite nutzt die App ein Freemium-Modell, d.h. alle Funktionen sind kostenfrei und ohne Einschränkung nutzbar können jedoch durch In-App Käufe noch erweitert werden. 

Aktuell ist das ein Einmalkauf, um den Export der Beleg an viele Buchhaltungsprogramme oder als Excel und CSV freizuschalten.

Last but not least. Wie sieht eure Planung für die kommenden Jahre aus – wie sieht eure grobe Roadmap aus?

In diesem Jahr sind zwei große Themen auf unserer Roadmap, die wichtig sind. Zum einen das Thema Bankingintegration, an dem wir ja bereits arbeiten und das auch vermutlich im April released wird.

Dazu werden wir das Thema „Geteilte Funktionen“ stärker ausarbeiten und vereinfachen, sprich das gemeinsame Verwalten der Belege und Finanzen für Familien oder Paare. 

Auf Händlerseite liegt der Fokus darauf, mehr native Integrationen zu erreichen und mit mehr Händlern in den Roll-Out zu gehen. Das dauert uns als Start-up momentan (auch natürlich durch den Lockdown) zu lange und wir wollen uns hier noch verbessern.

Es gibt generell noch einige Themen, die wir laufend evaluieren und überlegen, was die korrekte Herangehensweise für uns sein könnte. Das ist zum einen natürlich die Verknüpfung des Belegerhalts mit der Zahlungsmethode, zum anderen aber auch das Thema Payment oder die Integration des Belegs in andere Systeme.

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