Sven Wagenknecht: „Bei Bitcoin sehe ich aktuell keine Blasengefahr, bei DeFi und NFT hingegen schon.“
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Martin
- April 15, 2021

Hallo Sven, riesen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview mit uns genommen hast! Erzähl uns doch zum Einstieg kurz etwas über dich. Wer bist du?
Ich habe mich immer schon sehr für Finanzmärkte interessiert, sodass ich nach der Schule erst einmal eine Bankausbildung absolvierte, bevor ich dann Politik und Wirtschaft studiert habe. Im Jahr 2015 bin ich dann auf Bitcoin gestoßen und fand die interdisziplinäre Dimension dahinter super spannend.
Zur gleichen Zeit bin ich auf einen damals noch kleinen Blog aufmerksam geworden, der Bitcoin zum Thema hatte – es handelte sich um BTC-ECHO, 2014 von Mark Preuss 2014 gegründet. Als ich dann 2017 mit dem Studium fertig war, bin ich von Münster nach Berlin gezogen, um dort die BTC-ECHO-Redaktion aufzubauen.
Nun, vier Jahre später, können wir mit Stolz behaupten, das führende Krypto-Medienunternehmen in der DACH-Region zu sein.

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Was genau steckt hinter BTC-ECHO?
Die Anfänge habe ich gerade ja schon kurz erläutert. BTC-ECHO hat den Anspruch, interdisziplinär über alle wichtigen News und Themen im Krypto-Sektor zu berichten und dabei eng im Austausch mit der Krypto-Szene zu stehen.
Tokenisierte Wertpapiere zählen genauso dazu wie NFT-Kunst oder eben Bitcoin. Neben den News ist unser Monatsmagazin Kryptokompass, das inzwischen auch als Print-Magazin erhältlich ist, immer wichtiger geworden. Grundsätzlich sind wir dabei, uns immer crossmedialer auszurichten, sodass auch unser Youtube-Kanal eine immer größere Rolle spielt.
Wichtig ist noch zu erwähnen, dass wir mehr als nur ein „News-Medium“ sind und auch andere Projekte verfolgen, wie etwa unsere eigene Academy. Dort bieten wir Kurse zu unterschiedlichen Krypto-Themen an und kooperieren dabei mit Dozenten aus unterschiedlichen Fachbereichen.
Der Krypto-Markt hat in 2021 einen absoluten Höhenflug erlebt. Kannst du uns diese Entwicklung einordnen?
Nach dem Krypto-Hype Ende 2017 folgte ab Mitte 2018 bis Mitte 2020 die große Ernüchterung. Viele Projekte haben die Zeit genutzt, um die noch unreifen Blockchain-Anwendungen von damals weiterzuentwickeln.
In der Zwischenzeit haben sich Unternehmen wie Facebook oder PayPal mit dem Thema Krypto auseinandergesetzt und Unternehmen wie Tesla oder Microstrategy sind ebenfalls in Bitcoin eingestiegen. Das Marktumfeld ist inzwischen ein anderes als noch 2017.
Das Smart Money aus dem Silicon Valley und der Wall Street haben Bitcoin und Co. für sich entdeckt und verstanden, dass es sich nicht nur um einen kurzweiligen Trend handelt. Diese Erkenntnis, eine Reifung des Ökosystems, der wieder gestiegene Kapitalzufluss und neue Themen wie DeFi oder NFT haben dem Krypto-Markt gar keine andere Wahl gelassen, als in 2021 zum erneuten Anlauf anzusetzen.
Wohlhabende Anleger bzw. HNWIs sind bereits sehr früh in den Markt eingestiegen. Was macht die Anlageklasse aus deiner Sicht so spannend?
Diverse Aspekte spielen hierbei eine Rolle. Zum einen hat sich das Narrativ des digitalen Goldes bei Bitcoin in den letzten Monaten stark etablieren können, das durch die massive Geldmengenausweitung der Notenbanken immer mehr Anklang findet.
Dem Portfolio Bitcoin als Wertspeicher beizumischen und damit eine weitere Diversifikation zu ermöglichen, ist ebenfalls sehr interessant für HNWIs und andere institutionelle Investoren.
Viele Menschen folgen dem Trend blind und hoffen auf hohe Renditen, ohne sich mit den jeweiligen Projekten auseinanderzusetzen. Hat was von Spekulationsblase … wie stehst du dazu?
Natürlich sehen wir auch jetzt wieder eine Blasenentwicklung im Krypto-Markt, dennoch muss man hier differenzieren. Bei Bitcoin sehe ich aktuell keine Blasengefahr, bei DeFi und NFT hingegen schon. Gerade neuere Innovationen im Krypto-Markt neigen zu einer Überhitzung, die sich früher oder später korrigieren muss. Langfristig ändert dies aber nichts an dem Potenzial und der Substanz, die sich immer mehr im Sektor etabliert.
Wie kann ich einen guten von einem schlechten Kryptowert unterscheiden? Gibt es hier Bewertungskriterien, an denen sich Anleger orientieren können?
Viele Kriterien sind die gleichen wie bei einem klassischen Unternehmen. Beispielsweise muss man auch bei Blockchain-Protokollen berücksichtigen, wie kompetent das Management Team ist und wie groß das Marktpotenzial des Produktes beziehungsweise der Dienstleistung sein kann.
Darüber hinaus gibt es aber auch reine Krypto-spezifische Kriterien. Wie dezentral ist ein Projekt oder wie gut kann das Protokoll skalieren, wären zwei Fragestellungen, die sich von einem klassischen Unternehmen unterscheiden. Am Ende gilt für Token aber auch: Ohne sinnvollen Use Case werden sie über kurz oder lang gen Null tendieren.
Wie baut man sich als Einsteiger sein Krypto-Portfolio? Und wie hoch sollte der Anteil an Kryptowerten sein?
Das hängt natürlich immer von der Risikoaffinität ab. Grundsätzlich gilt aber, dass Bitcoin das Basisinvestment in einem Krypto-Portfolio darstellt und man dann je nach Neigung weitere Kryptowerte hinzufügt. Wer weniger Risiko eingehen möchte, greift zu etablierten Projekten wie Ethereum.
Wer hingegen mehr Risiko möchte, der schaut sich neuere Projekte an, die noch eine geringere Marktkapitalisierung aufweisen. Inzwischen kann man ein Portfolio auch durch tokenisierte Edelmetalle und Stablecoins wie Tether USDT weiter diversifizieren und so die Volatilität etwas reduzieren. In den nächsten Monaten ist damit zu rechnen, dass es eine neue Welle bei Security Token, ergo digitalen Wertpapieren, geben wird.
Aktuell existieren nur wenige tokenisierte Unternehmen und Immobilien. Wenn sich dies in den nächsten Monaten ändert, dann kann man praktisch jeden Vermögenswert als Token abbilden und damit auch diversen Anlegertypen gerecht werden.
Last but not least. Was sagst du zum potenziellen Rekord-IPO der Handelsplattform Coinbase?
Ich freue mich, dass ein Krypto-Unternehmen im obersten NASDAQ-Segment angekommen ist und bei den ganz großen Playern mitspielt. Für die Signalwirkung und Wahrnehmung außerhalb des Krypto-Sektors ist das extrem wichtig.
Die Bewertung von rund 100 Milliarden US-Dollar finde ich aber sehr sportlich. Die vielen Vorschusslorbeeren basieren auf einer sehr aufgeheizten Marktstimmung, sodass die Korrekturgefahr bei einer Abkühlung sehr hoch ist.
Die aktuelle Wachstumsgeschwindigkeit wird der Krypto-Markt nicht mehr lange durchhalten können, sodass auch Coinbase Konsolidierungsphasen erleben wird.