Portfolio-Rebalancing: So funktioniert’s! (inkl. Tool)
Wertpapierkurse fallen und steigen. Das verändert dein Portfolio. Hier kommt das Portfolio-Rebalancing ins Spiel.
- Martin
- März 2021
- 11 Min
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Aktien kaufen, halten und nie wieder verkaufen – so lautet im Prinzip die Philosophie des Buy-and-Hold-Modells. Auch Börsenlegende André Kostolany war großer Verfechter des Ansatzes und lag damit gar nicht falsch.
Wer langfristig im Markt investiert bleibt, erzielt nachweislich die besten Renditen. Jedoch darf man als Anleger nicht zu passiv agieren. Wie auch ein Haus musst du dein ETF-Portfolio regelmäßig kontrollieren und pflegen.
Ohne Portfolio-Rebalancing musst du damit rechnen, dass sich dein Portfolio im Laufe der Zeit völlig anders entwickelt als ursprünglich geplant. Was genau Rebalancing bedeutet und welche Strategien dir zur Verfügung stehen, zeige ich dir im Beitrag.
Was ist Portfolio-Rebalancing?
Wie du sicherlich erkannt hast, enthält der Begriff das Wort „Balance“. Es geht am Ende des Tages immer darum, dein Portfolio in ein Gleichgewicht zu bringen, das mit deiner Risikotragfähigkeit im Einklang ist.
Kurzes Beispiel: Angenommen, du hast dich für eine Aktienquote von 50 Prozent entschieden, die am Ende des Jahres aufgrund einer starken Kursrally bei 60 Prozent liegt. Dann solltest du so viele Aktien verkaufen, dass deine ursprüngliche 50/50-Gewichtung wiederhergestellt wird.
Zeit- oder Wertgesteuertes Rebalancing
Beim zeitgesteuerten Portfolio-Rebalancing erfolgt die Anpassung des Portfolios in regelmäßigen Abständen, die zeitlich festgelegt sind. Der Vorteil ist, dass du dein Depot nicht ständig im Blick behalten musst. Der Nachteil: Zwischen den Intervallen kann viel passieren – das kann deine Performance verschlechtern.
Beim wertgesteuerten Rebalancing hingegen führst du die Anpassung dann durch, sobald bestimmte Schwellenwerte überschritten werden. Planst du z.B. eine Aktienquote von 50 Prozent und sie liegt bei 60 Prozent kommt es auf deine Toleranz an, ob du ein Rebalancing vornimmst.
Der Nachteil: Dieses Modell führt zu häufigerem Umschichten und demnach zu mehr Kosten.
Vorteile vom Rebalancing
Es gibt drei gute Gründe, warum du langfristig vom Portfolio-Rebalancing profitieren kannst:
Anpassung des Risikoprofils
Je höher deine Aktienquote, desto höher auch das Risikoniveau in deinem ETF-Portfolio. Aus dem Grund solltest du die Gewichtung immer im Auge behalten. Sobald bestimmte Schwellenwerte überstiegen werden, ist eine Anpassung sinnvoll.
Optimierung deiner Rendite
Als passiver Anleger kannst du durch ein smartes Portfolio-Rebalancing deine Rendite optimieren. Aktienmärkte, die in der Vergangenheit besonders gut performt haben, tendieren dazu, in Zukunft schlechter zu laufen. Die schwächeren Positionen werden umgekehrt wieder aufholen.
Gestiegene Anlagedisziplin
Markttiming wird obsolet. Wer auf eine Rebalancing-Strategie setzt, wartet nicht auf den „optimalen“ Einstiegszeitpunkt – sondern schichtet sein Portfolio dann um, wenn die Gewichtungen stark von den eigenen Anlagezielen abweichen.
Rebalancing und Steuern?
Wenn du dein Portfolio umschichtest, können beim Verkauf Steuern (sog. Abgeltungssteuer) auf die Veräußerungsgewinne anfallen, wenn diese den Freibetrag von 801 Euro bzw. 1.602 Euro überschreiten.
Auf Käufe von Wertpapieren fallen hingegen keine Steuern an. Aus dem Grund kann sich in bestimmten Fällen das Cash-Flow-Rebalancing als steuerlich günstige Option erweisen. Mehr dazu im nächsten Abschnitt.
Wie funktioniert es?
Es gibt zwei beliebte Strategien, mit denen du dein Portfolio rebalancen kannst.
Rebelancing durch Umschichtung
Diese Strategie funktioniert folgendermaßen: Du stellst fest, dass bestimmte Positionen zu stark in deinem Depot vertreten sind. Aus dem Grund verkaufst du sie, realisierst Gewinne und baust damit die anderen Positionen aus.
Cashflow-Rebalancing
Neben der klassischen Rebalancing-Strategie kann auch ein Cash-Flow-Rebalancing durchgeführt werden. Damit stellst du deine anvisierte Portfolio-Gewichtung durch eine Einzahlung wieder her. Dadurch, dass du keine Verkäufe tätigen musst, fallen auch keine Steuern auf Veräußerungsgewinne an.
Nichtstun als Option?
Nichtstun ist auch eine oft genannte Option, die ich dir jedoch nicht ans Herz lege. Wenn du Schwankungen passiv hinnimmst, riskierst du, dass sich dein Depot stark von deiner Risikotragfähigkeit entfernt.
Das führt oft dazu, dass Anleger plötzlich nicht mehr mit den Schwankungen zurechtkommen und impulsiv ihr Depot leeren. Zwar sparst du dir die Zeit, setzt jedoch auch deine Rendite aufs Spiel.
Kosten des Portfolio-Rebalancing
Je öfter du dein Portfolio umschichtest, desto teurer wird es. Punkt.
Damit sinken auch die Renditevorteile. Aus dem Grund solltest du hier mit System vorgehen und nur umschichten, um deine ursprüngliche Gewichtung wiederherzustellen – und nicht zum Spekulieren.
Dass Kosten entstehen, lässt sich nicht vermeiden. Diese bestehen insbesondere aus den folgenden Faktoren:
- Transaktionsgebühren
- Steuern auf Veräußerungsgewinne
- Evtl. zu realisierende Verluste
- Ausgabenaufschläge (bei Fonds)
Wichtig: Wähle den passenden Broker
Die Wahl deines Brokers hat einen großen Einfluss auf deine Kosten. Viele Broker verlangen bis heute zweistellige Provisionen auf Wertpapierkäufe.
Gerade dann, wenn du dein Portfolio 2-3 mal im Jahr umschichtest, wirkt sich das Rebalancing stark auf deine Rendite aus. Je günstiger die Konditionen, desto besser. Ich setze z.B. auf einen Low-Cost-Broker.
Portfolio-Rebalancing Tool & Beispiel
Das war jetzt genug Theorie. Lass uns zum Abschluss nochmal einen Blick auf ein praktisches Beispiel werfen:
Aktien
3.000€
Aktien
2.000€
Zielgewichtung
50/50
Um deine ursprüngliche Gewichtung wiederherzustellen, müsstest du deinen Aktienanteil um 500€ senken und den Anleihenanteil um 500€ erhöhen.
Falls du nach einem Portfolio-Rebalancing-Tool suchst, dann kannst du den nachfolgenden Rechner nutzen.
Trage dafür einfach deine Anlageklassen ein, den aktuellen Wert und die Zielgewichtung.
Fazit
Portfolio-Rebalancing ist ein sinnvolles Vorhaben für jeden Anleger. Je besser du dein Depot unter Kontrolle hast, desto erfolgreicher wird dein Vermögensaufbau.
Wichtig ist, dass du strategisch klug vorgehst. Jede Woche dein Portfolio umzuschichten macht keinen Sinn, da die anfallenden Kosten die Vorteile dominieren.
Entscheide dich entweder für einen fixen Stichtag im Jahr, an dem du die Umschichtung vornimmst oder orientiere dich an Schwellenwerten (z.B. wenn deine Ziel-Aktienquote um 20 Prozent überschritten wurde).
Häufig gestellte Fragen - FAQ
Das kommt darauf an. Wenn du dich dafür entscheidest, dein Portfolio nur an einem Stichtag zu prüfen, dann einmal pro Jahr.
Es kann jedoch sein, dass aufgrund hoher Schwankungen dein Portfolio bereits im Februar eine unpassende Gewichtung hat. Diese solltest du nicht weitere 10 Monate ertragen müssen.
Aus dem Grund empfehle ich dir, Schwellenwerte festzusetzen (z.B. in Bezug auf deine Aktienquote). Sobald diese überstiegen werden, schichtest du deine Positionen um.
Es ist eines der wichtigsten Dinge bei der Geldanlage, die du auf dem Schirm haben solltest.
Wenn du beispielsweise sehr risikoscheu bist, dann ist eine hohe Aktienquote nicht gut, da diese die Schwankungen in deinem Depot steigern. Entstehen plötzlich Turbulenzen an den Finanzmärkten, könntest du in falsche Versuchungen gelockt werden und deine gesamten Aktien verkaufen.
Durch das Portfolio-Rebalancing stellst du deine ursprüngliche Gewichtung wieder her. Dein Depot steht im Einklang mit deinem Risikoprofil.
Grundsätzlich einen positiven Einfluss, da du Positionen verkaufst, die besonders gut gelaufen sind und andere wiederum aufbaust, die weniger stark performt haben.
Aktien, die sich z.B. sehr gut entwickelt haben, tendieren dazu in der Zukunft schlechter abzuschneiden. Dadurch, dass du Gewinne realisierst, optimierst du mit dem Rebalancing deine allgemeine Performance.
Je seltener, desto günstiger. Außerdem kommt es auf deinen Broker und die entsprechenden Gebühren an.
Außerdem kannst du Steuern sparen, indem du deine ursprüngliche Gewichtung mit neuen Einzahlungen vornimmst. So fallen keine steuerpflichtigen Veräußerungsgewinne an.
Ich bin Finanzcoach bei Beyond Saving und helfe Menschen dabei, zu finanziellen Selbstentscheidern zu werden. Vor meiner Zeit bei Beyond Saving war ich über 15 Jahre im Private Banking einer Berliner Privatbank unterwegs und habe Privatkunden bei sämtlichen Finanzthemen unterstützt.