ETF-Auswahl: Worauf es beim Kauf von ETFs ankommt

Im Jahr 2020 wurden weltweit etwa 7.607 ETFs verwaltet. Gar nicht so leicht, da als Privatanleger den Überblick zu behalten.

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Inhaltsverzeichnis

In diesem Leitfaden werden wir die acht wichtigsten Kriterien bei der Auswahl von ETFs vorstellen. Diese solltest du beim Investieren immer berücksichtigen, um unnötige Risiken zu vermeiden.

Lass uns kurz mit der Definition eines ETFs starten.

Exkurs: Was ist ein ETF?

Ein ETF ist ein Indexfonds, der die Wertentwicklung eines Marktindexes nachbildet. Anstatt beispielsweise alle Aktien aus dem DAX in der exakten Gewichtung zu kaufen, genügt ein entsprechender ETF. Dadurch, dass man nur ein Wertpapier zur Abdeckung des Gesamtmarktes kaufen muss, sind die Kosten niedriger, als wenn du für alle Einzelaktien Ordergebühren zahlen müsstest.

Vor der ETF-Auswahl: Bestimme deine Anlagestrategie

Bevor du in die ETF-Auswahl einsteigst, solltest du deine individuelle Anlagestrategie kennen. Möchtest du breit streuen? Hast du eine bestimmte Branche im Visier? Welche Anlageklassen (z.B. Aktien, Anleihen, Immobilien etc.) bevorzugst du für deine Geldanlage?

Hast du diese Fragen für dich beantwortet, kannst du mit der Auswahl eines ETF beginnen.

"Eine bei Einsteigern beliebte Strategie ist die Abbildung der gesamten Welt. Hierfür hat sich der MSCI-World Index als Standard etabliert. Zusätzlich wird häufig in den MSCI Emerging Markets investiert. Der Mix ist eine solide Basis für den Vermögensaufbau."

Um passende ETF zu finden, empfehle ich dir die Plattformen justETF.com oder extraetf.com. Dort kannst du alle relevanten ETFs vergleichen und filtern.

In der Grafik habe ich dir nochmal den Prozess zusammengefasst.

ETF-Auswahlkriterien im Überblick

Es gibt zahlreiche Kriterien, die du bei der ETF-Auswahl beachten solltest.

Lass uns gemeinsam auf die acht wichtigsten schauen.

Auswahlkriterien für deinen ETF: Darauf solltest du achten

Fondsvolumen

Das Volumen des Fonds sollte in jedem Fall mehr als 100 Millionen Euro betragen. Nur in dem Fall ist eine Wirtschaftlichkeit (zumindest mit hoher Wahrscheinlichkeit) gegeben. 

Liegt das ETF-Volumen unter dieser Marke, so kann es sein, dass dieser liquidiert werden muss, weil es sich für den Herausgeber des ETFs einfach nicht mehr lohnt diesen zu betreiben.

Zur Information: 2020 wurden über 150 ETFs liquidiert. 

Je größer das Volumen, desto geringer das Risiko einer Schließung.

Fondsalter

Je älter der Fonds, desto mehr Daten liegen dir vor, um mehrere ETFs miteinander zu vergleichen. Wir empfehlen dir in ETFs zu investieren, die mindestens drei Jahre alt sind.

Neben einer besseren Datengrundlage sind „reifere“ Indexfonds bereits länger am Markt und haben eine höhere Akzeptanz bei Anlegern.

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Fondsvolumen und Fondsalter entsprechen den Voraussetzungen. Nutzt bei der Auswahl eine ETF-Suche wie bei justetf.com - einfacher geht es nicht passende ETFs zu finden.

Laufende Kosten

ETFs und aktiv gemanagte Fonds unterscheiden sich besonders in den Kosten. 

Während sich aktive Fondsmanager die Verwaltung der Kundenportfolien teuer bezahlen lassen, bilden ETFs lediglich einen Marktindex ab. Dadurch sind die Kosten sehr niedrig.

Aber auch zwischen ETF-Anbietern gibt es Unterschiede in den Gebühren, die du nicht unterschätzen solltest. 

Achte beim Vergleichen auf die folgenden drei Kennzahlen:

  1. Total Expense Ratio (TER) – Gesamtkostenquote
    Die TER deckt die jährlichen Verwaltungskosten des Indexfonds. Nicht enthalten, sind hingegen Ordergebühren für den Handel mit ETFs.
  2. Tracking Difference (TD)
    Die Tracking-Difference zeigt, wie weit die Wertentwicklung des ETF von der des Marktindexes abweicht. Erzielt der MSCI-World eine Rendite von 7%, der ETF aber nur 6,8%, so liegt die TD bei 0,2%. Sie steht gleichzeitig für die „realen“ Kosten des ETFs. Am besten kann du sie ermitteln, wenn du den Chart des Marktindexes mit dem des ETFs vergleichst. Wähle einen Zeitraum von über fünf Jahren, um eine valide Datengrundlage zu haben.
  3. Sonstige Kosten
    Dieser Punkt wird häufig vernachlässigt. Deine Depot- und Ordergebühren gehören ebenfalls zu den laufenden Kosten.

Rechenbeispiel:

Den enormen Einfluss der Kosten auf den Endwert deines Depots möchte ich dir anhand eines kleinen Rechenbeispiels verdeutlichen.

Über einen langen Anlagehorizont hinweg, führen minimale Unterschiede in den Kosten zu deutlichen Abweichungen beim Vermögensaufbau, wie folgendes Beispiel zeigt:

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Zur Berechnung haben wir einen Fondsrechner genutzt (https://www.zinsen-berechnen.de/fondsrechner.php)

Das Beispiel macht eine Sache sehr deutlich: Behalte bei der Geldanlage immer deine Kosten im Blick!

Ertragsverwendung

Wir unterscheiden zwischen ausschüttenden und thesaurierenden ETFs.

  • Thesaurierende ETFs reinvestieren Dividendenzahlungen unmittelbar. Sie haben den Vorteil, dass du automatisch vom Zinseszinseffekt profitierst. Das ist gut für den langfristigen Vermögensaufbau.
  • Ausschüttende ETFs schütten die eingesammelten Dividenden direkt an dich aus. Ist die ein laufender Cashflow wichtig, sind diese ETFs die richtige Wahl für dich. Ein weiterer Vorteil ist, dass du die Dividendenzahlungen in andere ETFs oder Einzelaktien investieren kannst. Das hilft dir, dein Vermögen breiter aufzustellen.

Am Ende des Tages ist die Entscheidung für thesaurierende ETFs oder ausschüttende ETFs eine reine Typ-Sache. Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“.

Ich persönlich wähle, wo immer es möglich ist, thesaurierende ETFs, da ich es entspannter finde, meinen Vermögensaufbau auf Auto-Pilot zu stellen.

Replikationsmethode

Und schon wieder ein fast kryptisches Wort. Worum geht es jetzt?

Wie du weißt, geht es bei ETFs darum, einen Marktindex möglichst genau nachzubilden.

Dafür gibt es drei Methoden, die ich dir hier kurz vorstelle:

  • physische Replikation: physisch replizierende ETFs schauen sich den Index an und bilden ihn durch den Kauf und die Gewichtung der Wertpapiere exakt nach. Bei Aktienindizes wie dem DAX, der aus 30 Aktien besteht, ist diese Form der Replikation sehr kostengünstig. Bei größeren Indizes wie dem S&P500, der aus 500 Aktien besteht, lohnt sich diese Replikationsmethode nicht mehr. Für diese Fälle bedienen sich Fondsmanager der Sampling-Methode:
  • Beim Sampling beschränkt sich der ETF-Anbieter auf die Wertpapiere, die eine wesentliche Gewichtung und eine hohe Liquidität aufweisen. Im Normalfall werden Aktien, die z.B. mit 0,02% gewichtet sind, nicht aufgenommen, da sie nur einen geringen Einfluss auf die Gesamtentwicklung haben. Das kann in der Praxis zu minimalen Abweichungen von der realen Wertentwicklung führen. Dafür entsteht ein positiver Effekt auf der Kostenseite.
  • Bei synthetisch replizierenden ETFs bekommt der ETF über Swap-Geschäfte die für die Wertentwicklung des Index notwendigen Zahlungsströme von einer weiteren Partei (Kontrahent). Diese Partei ist im Normallfall die Muttergesellschaft des ETF-Anbieters.
Die Unterschiede der Replikationsmethoden sind marginal.
 

Ich persönlich bevorzuge physische ETFs, weil mich das Wissen beruhigt, dass die Wertpapiere tatsächlich auch beim Anbieter (physisch) existieren.

Fondsanbieter

Du solltest dich in jedem Fall mit dem Anbieter deines Indexfonds wohlfühlen.

Achte darauf, dass du von den Anbietern alle relevanten Informationen bereits gestellt bekommst.

Hier findest du einen kompakten Überblick der relevantesten Anbieter:

ComStage ist einer der wichtigsten ETF-Anbieter im Privatkundengeschäft. Die ETF-Marke ComStage gehört zu Lyxor ETF.

iShares ist die ETF-Marke von BlackRock – der weltweit größte ETF-Anbieter.

Lyxor ETF ist die ETF-Marke der Société Générale. Der Fokus liegt im Bereich Aktien und Anleihen.

Franklin LibertyShares stellt Anlegern eine Reihe an aktiven, passiven und Smart Beta ETFs zur Verfügung.

Die UBS bleibt 2020 der viertgrößter ETF-Anbieter in Europa.

Vanguard ist der einzige genossenschaftliche Asset Manager und existiert seit 1975.

Sparplanfähigkeit

Das ist ein sehr wichtiger Faktor.

Sparpläne automatisieren deine Geldanlage und erleichtern dir so das Leben. Du lässt am Ende des Monats einfach einen Betrag X von deinem Referenzkonto auf dein Depot abbuchen und los geht’s.

Welcher ETF sparplanfähig ist, hängt vom jeweiligen (Online-) Broker ab. Das solltest du vor deiner Depoteröffnung definitiv prüfen.

Für die großen Indizes, wie z.B. der MSCI-World, existiert in der Regel bei jedem Broker ein entsprechender Sparplan.

Handelskosten

Für den Handel mit ETFs fallen Ordergebühren an, die sich von Broker zu Broker unterscheiden. Achte bei der Auswahl deines Broker unbedingt auf deren Gebührenstruktur.

Einen Überblick über die relevantesten Broker erhältst du hier.

Wo kannst du gezielt nach ETFs suchen?

In der ETF Suche von justetf.com kannst du im Detail nach den oben genannten Auswahlkriterien filtern.

So findest du den besten ETF für deine Anlagestrategie – maßgeschneidert auf deine individuellen Bedürfnisse und Präferenzen.

Fazit: Die Auswahl von ETFs ist gar nicht so schwierig

Um eine smarte Auswahl bei der ETF-Auswahl zu treffen, gehst du am besten in drei Schritten vor:

  1. Wähle eine Strategie aus, die zu deinen persönlichen Anlagezielen passt. 
  2. Entscheide dich für die passenden Anlageklassen und bestimme deren Portfoliogewichtung.
  3. Eröffne dein Depot und kaufe die entsprechenden ETFs. Im Optimalfall, kannst du direkt einen Sparplan einrichten. Probier dazu unseren ETF-Sparplan Rechner aus.

Wir wünschen dir viel Erfolg bei deiner Geldanlage!

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Hi, ich bin Martin
👋

Ich bin Finanzcoach bei Beyond Saving und helfe Menschen dabei, zu finanziellen Selbstentscheidern zu werden. Vor meiner Zeit bei Beyond Saving war ich über 15 Jahre im Private Banking einer Berliner Privatbank unterwegs und habe Privatkunden bei sämtlichen Finanzthemen unterstützt.

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