Nicht selten führen undurchdachte Entscheidungen für ein Kind zu familiären Problemen und Scheidungen.
Glücklicherweise steht bei den meisten Paaren das emotionale Glück im Vordergrund.
Wir haben uns gefragt: „Was kostet ein Kind wirklich?“
Die meisten Eltern dürften überrascht sein, wie viel sie über die Jahre zahlen.
Essen, Wohnen, Bekleidung & Co. – die Konsumausgaben
Um herauszufinden, was ein Kind bis zum 18. Lebensjahr kostet, bedarf es langjähriger Untersuchungen.
Eine Studie zu diesem Thema hat das Statistische Bundesamt am 29. Januar 2018 veröffentlicht. Sie trägt den Titel „Konsumausgaben von Familien für Kinder“ und nimmt sich „Berechnungen auf der Grundlage der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2013“ zur Grundlage.
Das Statistische Bundesamt analysiert in regelmäßigen Abständen das Konsumverhalten von Familien mit Kindern. Ein Kind kostet demnach bis zum 18. Lebensjahr 150.000 Euro.
Heute bekommt man für diese Summe gut und gerne eine solide Immobilie.
In der Modellrechnung enthalten sind aber lediglich Konsumausgaben, also Kosten für Nahrungsmittel, Bekleidung, Wohnung und Freizeit, nicht aber Kosten für Kindergarten, Schule oder Taschengeld. Auch Vorsorge- und Versicherungskosten sind nicht berücksichtigt.
Und nach dem 18. Geburtstag kann es noch teurer werden. Für Studium, eigene Wohnung oder Führerschein steigen die Kosten nochmal deutlich an:
Durchschnittlich 140.000 Euro bei einem Kind und 180.000 Euro bei zwei Kindern.
Natürlich sollte die Entscheidung für ein Kind nie allein aus finanziellen Gründen getroffen werden. Kinder bereichern unser Leben und zeigen uns, was grenzenlose Liebe bedeutet.
Sein Kind zu lieben ist so anders, als die Liebe zu den Eltern oder dem Partner. Dennoch kommt auf jedes Paar spätestens mit der Geburt eine erhebliche finanzielle Komponente hinzu. Hier kann es sicherlich nicht schaden zu wissen, was in den nächsten Jahre auf einen zukommt.
Um den Überblick nicht gleich am Anfang zu verlieren, eignet sich ein Haushaltsbuch.
Windeln, Babynahrung und Babykleidung verändern von einem Tag auf den anderen die eigenen Ausgaben. Ein kostenloses Haushaltsbuch und hilfreiche Tipps, wie du deine Finanzen organisieren kannst, findest du hier.
Je größer das Kind, desto größer die Kosten
Mit steigendem Alter steigen auch die Ausgaben. Das Statistische Bundesamt unterteilt diese nach drei Altersstufen. Demnach setzen sich die Ausgaben pro Monat wie folgt zusammen:
Unter 6 Jahre: 587 Euro pro Monat
= 7.044 Euro pro Jahr
= 42.264 Euro für 6 Jahre
6 bis 12 Jahre: 686 Euro pro Monat
= 8.232 Euro pro Jahr
= 49.392 Euro für 6 Jahre
12 bis 18 Jahre: 784 Euro pro Monat
= 9.408 Euro pro Jahr
= 56.448 Euro für 6 Jahre
In Summe sind das 148.104 Euro für 18 Jahre.
Bei den Ausgaben bis zum 6. Lebensjahr sind die Kosten für die Erstausstattung und eventuelle Betreuungskosten noch nicht erhalten.
Allein für die Baby-Erstausstattung fallen etwa 3.000 Euro an. Ein hochwertiger Babywagen kann gerne allein knapp 1.000 Euro kosten. Für einen Krippenplatz liegen die Preise bei ca. 400 Euro und für einen Kindergarten bei ca. 250 Euro pro Monat. Die Gebühren sind allerdings an euren Wohnort gekoppelt und regional sehr verschieden. In Berlin und München sind Kita und Kindertagespflege für alle Kinder kostenfrei. In Kiel und Saarbrücken müssen Eltern – abhängig vom Einkommen – über 250 Euro pro Monat zahlen.
Vielleicht bekommt ihr in den ersten Jahren noch Geschenke oder Leihgaben von Familie und Freunden. Doch spätestens ab der Einschulung müssen Urlaubsreisen, Hobbys und Klassenfahrten finanziert werden.
Nach dem 18. Geburtstag wird es noch teurer, vor allem, wenn der Nachwuchs für das Studium eine eigene Wohnung braucht.
Die Verbraucherzentrale Bayern hat berechnet, dass während des Studiums noch mal um die 80.000 Euro anfallen können. So steigen die Kosten bis zum Abschluss auf ca. 230.000 Euro.
Bei all diesen Zahlenbeispielen gibt es allerdings auch eine gute Nachricht: Je mehr Kinder in eurem Haushalt leben, desto geringer sind die durchschnittlichen Kosten pro Kind. Vor allem, weil ihr in größeren Mengen einkaufen, kochen und planen könnt.
Auch Klamotten und Spielzeug können an die jüngeren Geschwister weitergegeben werden.
Einkommen: Kinder bringen auch finanzielle Vorteile mit sich
Zum Glück stehen den immensen Ausgaben für Kinder auch einige staatliche Leistungen gegenüber, die für einen kleinen Ausgleich auf dem Konto sorgen.
Die folgenden finanziellen Vorteile sind für Eltern beziehungsweise Erziehungsberechtigte in Deutschland möglich:
- Kinderfreibetrag / Kindergeld
- Elterngeld
- Mutterschaftsgeld
- Entlastungsbetrag für Alleinerziehende
- Ausbildungsfreibetrag
- Riester-Rentenzulage
In erster Linie sorgt das Kindergeld für Entlastung. Es wird von der Familienkasse ausgezahlt und dient der Grundversorgung der in Deutschland lebenden Kinder. Für das erste und zweite Kind erhalten Eltern im Jahr 2020 pro Monat je 204 Euro und ab dem 01.01.2021 wird der Betrag um 15 Euro auf 219 Euro erhöht.
Ziehen wir diesen Wert von den laut Studie des Statistischen Bundesamtes insgesamt 148.000 Euro Kinderkosten ab, bleiben knapp 100.000 Euro übrig.
Weiterhin stehen dir steuerliche Vorteile zu, die du nicht ungenutzt lassen solltest. Du kannst gewisse Kosten im Rahmen deiner jährlichen Einkommenssteuererklärung steuerlich absetzen, beispielsweise:
- Betreuungskosten/Kita-Gebühren
- Schulgeld
- Unterhaltszahlungen für ältere Kinder
Alternativ zum Kindergeld können Eltern einen Kinderfreibetrag in ihrer Steuererklärung nutzen. Aktuell (2020) liegt dieser für zusammen veranlagte Eltern bei 7.812 Euro im Jahr pro Kind. In 2021 wird sich dieser auf 8.388 Euro erhöhen.
Das bedeutet: Diese Summe muss bei der Steuererklärung der Eltern nicht berücksichtigt werden, auf sie werden keine Steuern bezahlt. Das Finanzamt prüft automatisch, mit welcher Leistung (Kindergeld oder Kinderfreibetrag) du günstiger fährst.
Vor der Geburt kannst du zudem noch deine Steuerklasse wechseln, was dir ebenfalls finanzielle Vorzüge bringen kann. Der Staat versucht also, mit allerlei Mitteln die finanziellen Belastungen zu minimieren, die für Eltern mit der Geburt eines Kindes – vor allem des allerersten – einhergehen.
Welchen Kindern steht Kindergeld zu?
Das Kindergeld musst du schriftlich bei der zuständigen Familienkasse beantragen.
Die Höhe des Kindergelds ist pauschal festgelegt und ist nicht von dem Einkommen der Eltern abhängig. Solange du deinen Wohnsitz in Deutschland hast und deine Sorgepflichten nachkommst, steht dir vom Geburtsmonat bis zur Volljährigkeit für jedes Kind Kindergeld zu.
Die Zeit verlängert sich bis zum 21. Lebensjahr, wenn das Kind nach dem 18. Geburtstag arbeitslos ist. Studieren Kinder oder befinden sie sich in einer Ausbildung, erhalten sie auch weiterhin Kindergeld bis zum 25. Lebensjahr.
Paare vs. Alleinerziehende Eltern: Paare können Kosten deutlich leichter stemmen
Im Idealfall teilen sich Paarhaushalte die Kosten für Kinder.
Heute ist es allerdings nicht selten, dass ein Elternteil das Kind allein erzieht. Ihnen fällt es deutlich schwerer, die finanzielle Belastung zu stemmen, vor allem wenn ein Elternteil verstirbt und keinen Unterhalt leisten kann.
Alleinerziehenden steht deutlich weniger Geld zur Verfügung und sie sind daher gezwungen, einen signifikant höheren Anteil des Haushaltsnettoeinkommens für die notwendigen Konsumausgaben aufzubringen.
Ein Paar mit zwei Kindern verfügt heute durchschnittlich über ein Haushaltsnettoeinkommen in Höhe von 4.842 Euro. Für Alleinerziehende stehen gerade einmal 2.494 Euro zur Verfügung, wobei hier bereits Unterhaltszahlungen des anderen Partners eingerechnet sind. Verwitwete stehen deutlich schlechter da.
Der plötzliche Tod des Partners wirft die Hinterbliebenen oft finanziell aus der Bahn.
Überlege dir daher gut, wie du deine Familie rechtzeitig und fundiert absichern kannst.
Nur wer vorgesorgt hat, kann seiner Familie im Fall des Falles einen signifikanten sozialen Abstieg ersparen.
Vorsorge für das Kind: Bilde finanzielle Rücklagen
All die Rechnerei soll den Wunsch nach Kindern nicht schmälern.
Kinder sind – wie gesagt – ein Geschenk. Gleichzeitig ist es sicherlich sehr sinnvoll, wenn ihr als (werdender) Elternteil frühzeitig finanziell vorsorgt.
Die einfachste Variante ist, jeden Monat Geld beiseite zu legen. Selbst wenn es jeden Monat nur 50 Euro sind, so kommen bis zum 18. Lebensjahr 10.800 Euro zusammen.
Investierst du diese in ein breit diversifiziertes ETF-Portfolio, können daraus realistischerweise über 17.000 Euro werden. Nutze doch gleich einen Teil deines Kindergeldes, um damit einen ETF-Sparplan einzurichten. Damit baut sich automatisch eine Rücklage auf, die eine gute Starthilfe für dein Kind ins Berufsleben oder Studium ist.
Tipps, wie du ein ETF-Portfolio aufbauen kannst, findest du hier im Blog.
Eine finanzielle Rücklage ist gut, reicht aber unter Umständen nicht aus. Besonders groß ist das finanzielle Risiko, wenn deine Familie nur eine Einkommensquelle besitzt.
Fällt diese z. B. durch einen Unfall oder gar Todesfall aus, ist das finanzielle Loch plötzlich riesengroß.
Hier können eine günstige Versicherung, z. B. eine Risikolebensversicherung oder Berufsunfähigkeitsversicherung das größte Risiko abmildern. Adäquate Versicherungen gibt es heute auch für relativ geringe Beiträge.
Achte darauf, dass du dich nicht „überversicherst“.
Es geht nicht darum, alle Risiken abzusichern, sondern nur diejenigen, welche die Existenz deiner Familie bedrohen.
Ich bin Finanzcoach bei Beyond Saving und helfe Menschen dabei, zu finanziellen Selbstentscheidern zu werden. Vor meiner Zeit bei Beyond Saving war ich über 15 Jahre im Private Banking einer Berliner Privatbank unterwegs und habe Privatkunden bei sämtlichen Finanzthemen unterstützt.