Das Allwetter-Portfolio einfach erklärt: So funktioniert’s

Ein Portfolio, das jedem Börsenwetter standhält und stabile Renditen abwirft? Das ist das Ziel von Ray Dalios legendärem Allwetter-Portfolio.
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Ist die Stimmung an den Börsen positiv, so läuft jedes einigermaßen vernünftige Portfolio ins Plus. Sobald der Krisenmodus startet, steigt die Volatilität und viele Anleger steigen mit herben Verlusten aus den Märkten aus. Grund dafür sind häufig überzogene Erwartungen an die eigene Risikotoleranz.

Mit dem Allwetter-Portfolio hat Hedgefonds-Manager Ray Dalio einen Ansatz entwickelt, der selbst bei turbulentem Börsenwetter weiterhin (relativ!) stabile Renditen abwerfen soll. Das Ziel: Aktienähnliche Renditen bei einer signifikant geringeren Schwankungsbreite.

Wie genau das Allwetter-Portfolio zusammengestellt wird, welche Vor- und Nachteile es bietet und wie du es mit ETFs nachbilden kannst, zeige ich dir in diesem Beitrag.

Inhaltsverzeichnis

Wer ist Ray Dalio?

Ray Dalio ist Gründer und CEO des weltweit größten Hedgefonds – Bridgewater Associates. Nach heutigen Stand verwaltet der Hedgefonds ein Vermögen von über 150 Milliarden US-Dollar. Seinen Weg an die Börse ebnete Dalio bereits im Alter von 12 Jahren, als er als Caddie auf dem Golf-Platz Anlagetipps mit den Spielern austauschte.

Nach seinem MBA-Studium an der Harvard Business School in 1975, baute er seinen Hedgefonds von seiner 2-Zimmer-Wohnung in New York aus auf. Dalio gilt zudem als Philanthrop und spendete über seine Stiftung bis dato über 850 Millionen US-Dollar an soziale Projekte. Mit einem geschätzten Privatvermögen von knapp 20 Milliarden US-Dollar, steht er laut Forbes aktuell auf Platt 88 der reichsten Menschen der Welt.

Mit seinem Pure Alpha Fonds hat Dalio seit seiner Auflage in den 1970er Jahren erstaunliche Gewinne erzielen können, was ihn in der Öffentlichkeit zum besten Hedgefonds-Manager aller Zeiten werden ließ – auch wenn die Performance im vergangenen Jahrzehnt eher enttäuschte.

Warum gibt es ein Allwetter-Portfolio?

Der ursprüngliche Gedanke war, ein Portfolio für die eigene Familienstiftung aufzusetzen. Ziel des Allwetter-Portfolios ist es, das Risiko zu minimieren und gleichzeitig eine gute Rendite zu erzielen – unabhängig von der aktuellen Börsenphase. Dabei lehnte er sich an die Arbeiten des Nobelpreisträgers Harry Markowitz an.

Dalio forschte gemeinsam mit dem Mathematiker Brian Gold, der seit 1990 als Analyst bei Bridgewater Associates arbeitet, an der Frage, wie sich das Risiko-Rendite-Verhältnis eines fiktiven Portfolios verändert, wenn man weitere Assets mit unterschiedlichen Korrelationen aufnimmt. Sie entwickelten umfangreiche statistische Analysen mit dem Ergebnis, dass sie mit nur 15 bis 20 unkorrelierten Assets ihr Risiko erheblich reduzieren konnten – ohne dabei die Renditeerwartungen nach unten zu korrigieren.

Im Ergebnis ist ein Portfoliomodell entstanden, das bei aktienähnlichen Renditen ein wesentlich besseres Risiko-Rendite-Verhältnis bietet. Während klassische Assets in vier von zehn Jahren an Wert verlieren, lag das Verlustrisiko vom Allwetter-Portfolio bei gerade mal elf Prozent. Dalio machte mit seiner Strategie zudem auf einen kritischen Fehler vieler Investoren aufmerksam.

Viele Aktien bzw. Wertpapiere im Depot zu haben bedeutet nicht, dass du breit diversifizierst. Der Diversifikationseffekt kommt erst dann zum Tragen, wenn die einzelnen Wertpapiere nicht miteinander korreliert sind.

Dieses System implementierte Dalio in seine Kundenportfolios und erreichte damit über Jahre hinweg ausgezeichnete Renditen.

Alternativen zum Allwetter-Portfolio

Alternativen zum Allwetter-Ansatz gibt es viele. Experten empfehlen häufig das Modell vom Norwegischen Staatsfonds, das ähnlich wie Ray Dalio auf eine breite Diversifikation setzt.

Im Vergleich ist jedoch die Aktienquote beim norwegischen Modell wesentlich höher. Auch die regionale Diversifikation ist (aus unserer Sicht) attraktiver, da der US-Schwerpunkt wegfällt.

Die Rendite lag seit 2013 mit knapp zwei Prozent p.a. leicht über der des Allwetter-Portfolios.

Woraus besteht das Allwetter-Portfolio?

Für Dalio existiert für jedes Asset die ideale Jahreszeit, in der es am besten performt. Daher kommt auch der Name des Allwetter-Portfolios. Die vier Jahreszeiten lauten:

  • Inflation (Kaufpreisniveau steigt)
  • Deflation (Kaufpreisniveau sinkt)
  • Positives Wirtschaftswachstum
  • Negatives Wirtschaftswachstum

Da niemand prognostizieren kann, welche Jahreszeit als nächstes kommt, empfiehlt Dalio, dass Anleger ihr Geld gleichverteilt auf alle vier Jahreszeiten verteilen sollen.

Der nachfolgenden Grafik kannst du entnehmen, welche Assets in den jeweiligen Marktphasen am besten abschneiden.

börsenphasen

Um das Allwetter-Portfolio aufzubauen, setzt du auf die folgenden Anlageklassen:

Anleihen – 55 Prozent

Mit 55 Prozent ist die Anleihenquote relativ hoch angesetzt. Dalio setzt hierbei auf bonitätsstarke US-Staatsanleihen. 40 Prozent fließen in 30-jährige und 15 Prozent in 10-jährige US-Staatsanleihen.

Anleihen gelten als Risikodämpfer und dienen zur Abflachung von Wertschwankungen. Sie üben einen wichtigen psychologischen Effekt aus, der von renditefokussierten Kritikern häufig übersehen wird.

Aktien - 30 Prozent

Aktien sind die Renditebausteine und sollen in guten Börsenphasen für Aufschwung sorgen. Die Aktienquote setzt Dalio bei maximal 30 Prozent an. Schwerpunkt bildet der US-Markt mit dem S&P 500 als Standardindex.

Zudem setzt der Allwetter-Ansatz auf einen kleinen Anteil in Small Caps (kleinere Unternehmen), europäische Aktien, Asien und Schwellenländer (sog. Emerging Markets). Lediglich neun Prozent des Allwetter-Portfolios ist in ausländische Märkte investiert.

Rohstoffe - 15 Prozent

Viele Anleger unterschätzen die Funktion von Rohstoffen im Portfolio. Gerade Gold hat sich in Krisenphasen als besonders effektiv erwiesen. Demnach landen auch Rohstoffe mit 15 Prozent zur Risikominderung im Portfolio.

Rendite und Risiko im Vergleich

Bridgewater Associates veröffentlicht grundsätzlich keine Performance-Kennzahlen auf ihrer Seite. Dennoch wurde die Entwicklung des Allwetter-Portfolios von vielen Journalisten und auch Buchautoren wie Tony Robbins oder Ben Carlson („A Wealth of Common Sense“) simuliert.

Tony Robbins kam dabei auf deine durchschnittliche Jahresrendite von 9,7 Prozent zwischen 1984 und 2013 – mit über 86 Prozent positiver Entwicklung in der Zeitspanne.

Ben Carlson kam auf ähnliche Resultate. Laut seinen Berechnungen erzielte das Allwetter-Portfolio zwischen 1972 und 2013 eine durchschnittliche Rendite von 9,5 Prozent pro Jahr, bei einer Volatilität von 7,9 Prozent.

Auch extraETF setzte das Dalio-Portfolio um und zeigt, dass die Strategie seit seiner Auflage in 2013 eine Gesamtperformance von 69,42 Prozent (6,40 Prozent p.a.) erzielt hat. Das Portfolio wird mit neun ETFs abgebildet und kostet lediglich 0,13 Prozent (TER) pro Jahr.

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So baust du das Allwetter-Portfolio mit ETFs nach

Um das Allwetter-Portfolio nachzubauen, haben wir dir eine Übersicht aus möglichen ETFs erstellt, die sich für den Aufbau eignen.

Wichtiger Hinweis: Hierbei handelt es sich um keine Anlageempfehlung, sondern lediglich um die Darstellung von Optionen, wie du dir ein ETF-Musterportfolio im Dalio-Stil aufbauen kannst.

ETF-NameAnlageklasseTER in %Replikation
iShares $ Treasury Bond 20+yr UCITS ETF (Dist)US-Staatsanleihen0,07Physisch
iShares $ Treasury Bond 7-10yr UCITS ETF USD (Acc)US-Staatsanleihen0,07Physisch
iShares Core S&P 500 UCITS ETFAktien (USA)0,07Physisch
iShares MSCI USA Small Cap UCITS ETF USD (Acc)Aktien (USA)0,43Physisch
Vanguard FTSE Emerging Markets UCITS ETF (Dist)Aktien (Schwellenländer)0,22Physisch
HSBC S&P 500 UCITS ETFAktien (USA)0,09Physisch
Xtrackers MSCI EMU UCITS ETFAktien (Europa)0,12Physisch
Lyxor Euro Stoxx 300 (DR)Aktien (Europa)0,07Physisch
UBS MSCI Emerging Markets UCITS ETFAktien (Schwellenländer)0,23Physisch
Invesco Physical Gold ETCGold0,15Physisch
iShares Diversified Commodity Swap UCITS ETFRohstoffe0,19Synthetisch

 

Kritik am Portfoliomodell

Trotz des langjährigen Erfolgs, bleibt das Allwetter-Portfolio nicht kritikfrei. Das Rendite-Risiko-Verhältnis ist ohne Zweifel beeindruckend. Du solltest jedoch nicht vergessen, dass sich die Renditen für Staatsanleihen im vergangenen Jahrzehnt drastisch verändert haben.

Mittlerweile sind Renditen jenseits der 3-4 Prozent alles andere als realistisch, weshalb du die historischen Renditewerte keineswegs als Prognose für die Zukunft heranziehen darfst. Simulationen zeigen, dass eine Renditespanne zwischen vier bis sechs Prozent realistischer ist.

Auch der Schwerpunkt auf den USA ist meiner Meinung nach nicht (in Gänze) nachvollziehbar. Zwar stellt die USA den global stärksten Kapitalmarkt dar – als Anleger ist diese regionale Konzentration hingegen nachteilig, da sie das Klumpenrisiko (trotz globaler Ausrichtung der Unternehmen) erhöht.

Das Wachstumspotenzial von Schwellenländern wird in der ursprünglichen Allokation nur begrenzt realisiert.

Fazit

Das Allwetter-Portfolio bleibt eine solide Wahl für risikobewusste Anleger, die ein stabiles Vermögenswachstum wünschen – ohne von Turbulenzen abgelenkt zu werden. Große Ausreißer (weder nach oben, noch nach unten) wird es nicht geben. Beachte, dass die Anleihenquote relativ hoch ist und auch der überproportional hohe US-Anteil sollte kritisch betrachtet werden.

Eine gute Alternative ist die Beimischung von ETFs auf den europäischen Markt und Schwellenländern, um auch die regionale Diversifikation innerhalb des Allwetter-Portfolios zu stärken. Gerade junge Anleger können dies zulasten der hohen Anleihenquote tun, da sie aufgrund des langfristigen Anlagezeitraums eine höhere Risikotragfähigkeit haben. Sie sollten dies im Rahmen einer Core-Satellite-Strategie tun.

Außerdem ist das Allwetter-Portfolio nicht für Anleger geeignet, die sich nur wenig mit der Pflege ihres Depots beschäftigen wollen. Ray Dalio empfiehlt, das Portfolio einmal im Jahr anzupassen. Dieses sogenannte Portfolio-Rebalancing kostet nicht nur Gebühren, sondern auch Zeit.

Spannend ist die Strategie zudem für Anleger, die sich ihrer Rente nähern. In dieser Zeit ist Wachstum weniger wichtig als Stabilität und dafür eignet sich das Portfolio-Modell weiterhin. Junge Anleger fahren – wie bereits erwähnt – mit einer höheren Aktienquote besser.

Häufige Fragen - FAQ

Das Allwetter-Portfolio ist universell einsetzbar. Dementsprechend eignet sich der Ansatz auch für Einsteiger. Denk dran, dass aufgrund der breiteren Diversifikation auch das Rebalancing umfangreicher wird.

Hinweis: Gerade junge Anleger können mit gutem Gewissen die Aktienquote zulasten der Anleihenquote erhöhen. Je länger der Anlagezeitraum, desto größer ist auch deine Risikotragfähigkeit dadurch, dass du kurzfristige Krisenphasen „bequemer“ aussitzen kannst.

Ray Dalio ist der berühmteste Hedgefonds-Manager der Welt, Buchautor und Philanthrop. Mit Bridgewater Associates hat er den weltweit größten Hedgefonds aufgebaut.

Dalio gilt zudem als Erfinder der Allwetter-Strategie, die er ursprünglich für die Anlage der Vermögenswerte seiner Familienstiftung entwickelt hatte.

Diversifikation bedeutet, dass du dein Vermögen auf verschiedene Assets (oder Anlageklassen) verteilst, die nicht (oder wenig) miteinander korreliert sind. Viele Aktien im Depot zu haben bedeutet nicht, dass du dein Risikoprofil verbesserst. Vor allem nicht dann, wenn es sich nur um Tech-Unternehmen handelt.

Diversifikation entsteht erst dann, wenn sich Wertpapiere in unterschiedliche Richtungen entwickeln und von verschiedenen Umwelteinflüssen abhängig sind.

Martin_Coaching
Hi, ich bin Martin
👋

Ich bin Finanzcoach bei Beyond Saving und helfe Menschen dabei, zu finanziellen Selbstentscheidern zu werden. Vor meiner Zeit bei Beyond Saving war ich über 15 Jahre im Private Banking einer Berliner Privatbank unterwegs und habe Privatkunden bei sämtlichen Finanzthemen unterstützt.

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