ETF-Portfolio Aufteilung: 6 Musterportfolios für Einsteiger

Die richtige ETF-Portfolio Aufteilung zu finden klingt schwerer als es ist. Wir zeigen dir sechs geniale Musterdepots für den langfristigen Vermögensaufbau.

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In Zeiten unsicherer Rentensysteme, hoher Inflationsraten und niedriger Zinsen auf Spareinlagen wird eine proaktive Geldanlage immer mehr zum Pflichtprogramm für die private Altersvorsorge.

Kostengünstige Indexfonds (sog. ETFs – „Exchange Traded Funds“) haben sich bis dato als ausgezeichnete Anlageinstrumente für Einsteiger und Profis bewährt.

Im Artikel zeigen wir dir deshalb sechs Musterportfolios (inkl. Performance), die sich für deinen langfristigen Vermögensaufbau eignen.

Inhaltsverzeichnis

Das 70/30 Portfolio

Das 70/30 ETF-Portfolio ist eine der beliebtesten Einsteiger-Strategien. Das liegt daran, dass du hierfür lediglich 1-2 ETFs benötigst. 

Ein ETF auf den MSCI World und der andere auf den MSCI Emerging Markets – das war’s. Wer es noch einfacher möchte, investiert einfach in den MSCI ACWI („All Countries World Index“) und profitiert mit einem ETF vom Wachstum der größten Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern.

Warum ist dieses Portfolio besonders für Einsteiger geeignet? 

Der große Vorteil liegt in der leichten Pflege. Einmal aufgesetzt, müssen sich Anleger nicht weiter um ihr ETF-Portfolio kümmern – einfach einen Sparplan aufsetzen und entspannt zurücklehnen.

Industriestaaten
70%
Schwellenländer
30%

Ob die Gewichtung exakt 70/30 sein muss, ist dir überlassen. Viele setzen auf eine 60/40 ETF-Portfolio Aufteilung, um stärker vom Wachstum der Unternehmen aus Schwellenländern zu profitieren.

Eine 60/40 Gewichtung würde näherungsweise entstehen, wenn du dich bei der Allokation am jeweiligen Bruttoinlandsprodukt (BIP) orientierst.

Wichtig zu wissen: Dieses Portfolio setzt ausschließlich auf Aktien. Dadurch ist das Risiko – trotz breiter Streuung – sehr groß.

Was sind der MSCI World und MSCI EM?

Der MSCI World ist ein globaler Aktienindex, der die Wertentwicklung von 1.607 (Stand: 30. September 2020) Unternehmen aus Industriestaaten abbildet. Er spiegelt ca. 85 Prozent der Marktkapitalisierung von Unternehmen aus Industrieländern wider. Die USA sind mit 66,50 Prozent prominent vertreten.

Der MSCI Emerging Markets (EM) hingegen trackt die Wertentwicklung von fast 1.385 (Stand: 31. Juli 2020) Unternehmen aus den wichtigsten Schwellenländern (China, Indien, Brasilien, Russland etc.) wider. Chinesische Unternehmen sind mit einem Anteil von 41 Prozent am meisten vertreten.

Das 60/40 Portfolio: Wachstum & Sicherheit

Aktien bergen zum Teil hohe Risiken. Aus dem Grund sollte man sein Portfolio breit diversifizieren. Das ist eine der wichtigsten Erkenntnisse der Wirtschaftswissenschaften.

Aus dem Grund empfehlen viele Anlageexperten zu einer 60/40 Aufteilung des Portfolios in Aktien (60 Prozent) und in festverzinsliche Wertpapiere (40 Prozent) – also Anleihen.

Auch wenn die Renditen für Staatsanleihen an der Nulllinie kratzen, scheint dieses Portfolio-Modell noch Anklang bei Privatanlegern zu finden. 

Denn: in guten Zeiten steigen die Aktien und in schlechten Zeiten dämpfen die Anleihen Kursstürze ab. In Kombination bilden beide Anlageklassen eine gute Balance zwischen Sicherheit und Ertrag.

Aktien (Industriestaaten)
60%
Anleihen
40%

Lohnt sich das Modell trotz der niedrigen Zinsen und den hohen Aktienbewertungen?

Das Modell wird stetig kritisiert. Hauptkritikpunkt sind die niedrigen Anleihenrenditen. Diese können aktuell keine Korrekturen an den Aktienmärkten kompensieren. Rein mathematisch betrachtet ist das korrekt.

Ein weiterer Kritikpunkt ist das hohe Zinsänderungsrisiko – je niedriger der Zinssatz, desto größer die Kursänderungen bei Zinsänderungen. Aus dem Grund wird häufig empfohlen, zusätzlich zu Anleihen noch weitere Anlageklassen (Immobilien, Rohstoffe, Inflationsgeschützte Anleihen) mit in den Portfolio-Mix aufzunehmen.

Für Einsteiger ist das Modell dennoch in jedem Fall geeignet. Wichtig ist, dass man das Portfolio mit weiteren Anlageklassen nach und nach ausbaut, um das Ertrags-/Risiko-Profil zu verbessern.

Das Allwetter-Portfolio von Ray Dalio

Ray Dalio hat zum Ende der 90er Jahre mit dem Allwetter-Portfolio das wahrscheinlich erfolgreichste Portfolio aller Zeiten entwickelt.

Das Ziel der Strategie: aktienähnliche Renditen mit nur einem Bruchteil des Risikos erzielen. Dass dies gelingt, zeigt ein Vergleich mit dem MSCI-World Index.

 MSCI-WorldAllwetter-Portfolio
Durch. Rendite (25 Jahre)7 Prozent6,8 Prozent
Max. Drawdown-53,7 Prozent-15 Prozent
Volatilität (25 Jahre)39 Prozent15 Prozent

Die eindrucksvolle Performance gelingt auf Basis einer einzigartigen Diversifikation. Diese ermöglicht es Anlegern bei jedem „Börsenwetter“ eine gute Performance zu erzielen.

Anleihen (langlaufend)
40%
Anleihen (mittlere Laufzeit)
15%
Aktien (Welt)
30%
Gold
Rohstoffe

Was meint Ray Dalio mit dem Begriff „Allwetter“?

Ray Dalio geht davon aus, dass an den Finanzmärkten unterschiedliche Marktsituationen („Jahreszeiten“) existieren. Wir können nur ex-post bestimmen, in welchem Szenario wir uns befinden. Er unterscheidet die folgenden Marktphasen:

  • Inflation und Wirtschaftswachstum fallen höher aus als erwartet
  • Inflation und Wirtschaftswachstum fallen niedriger aus als erwartet
  • Inflation ist höher als erwartet und Wirtschaftswachstum niedriger
  • Inflation ist niedriger als erwartet und Wirtschaftswachstum höher

Je nach „Jahreszeit“ performen Anlageklassen unterschiedlich. Da niemand also genau weiß, welche Jahreszeit kommen wird, sollen Anleger 25 Prozent ihres Geldes auf die jeweilige Jahreszeit verteilen. Daraus entsteht die obige ETF-Portfolio Aufteilung.

Das Weltportfolio nach Gerd Kommer

Gerd Kommer ist einer der bekanntesten Vermögensverwalter im deutschsprachigen Raum.

Sein Konzept des Weltportfolios hat er in seinem Buch Souverän Investieren mit Indexfonds und ETFs sehr verständlich beschrieben.

Die Anlagephilosophie beruht auf einer ausgewogenen Diversifikation und eignet sich für Privatanleger jeden Alters. Kommer ergänzt das Portfolio im Vergleich zu vielen Standardmodellen um Rohstoffe und Immobilien. Das sorgt für mehr Stabilität in der Wertentwicklung.

Der einzige Nachteil an breit gestreuten Portfolios liegt einzig und allein auf der Kostenseite. Der Pflegeaufwand ist durch das Rebalancing deutlich höher. Aus unserer Sicht dominieren jedoch die Vorteile.

Anleihen
30%
Aktien (Large Cap)
19%
Aktien (Small Cap)
19%
Aktien (Schwellenländer)
18%
Rohstoffe
Immobilien

Das 35-25-30-10-Portfolio

Dieses Portfolio beugt der Problematik vor, dass US-Unternehmen im MSCI-World sehr stark gewichtet werden, während europäische Unternehmen unterrepräsentiert sind.

Das funktioniert, indem du den Weltindex einfach in Nordamerika, Schwellenländer, Europa und Pazifik aufteilst und individuell gewichtest. Die nachfolgende Gewichtung haben wir entsprechend der BIPs gewählt. 

MSCI USA
35%
MSCI Schwellenländer
30%
MSCI Europa
25%
MSCI Pazifik

Wichtig ist, dass du auch bei diesem Portfolio regelmäßig ein Rebalancing durchführst, um deiner Zielgewichtung treu zu bleiben. Es genügt, wenn du das einmal im Jahr machst, um Transaktionskosten zu sparen. 

Norwegischer Staatsfonds

Norwegens Staatsfonds blieb auch in 2020 auf Erfolgsspur und erwirtschaftete einen Gewinn von über 100 Milliarden Euro.

Ziel des Fonds ist es, sämtliche Erträge aus der Öl- und Gasproduktion gewinnbringend zu investieren, um den Wohlstand der norwegischen Gesellschaft nachhaltig zu sichern.

Aktien Welt
45%
Globale Staatsanleihen
30%
Aktien Europa
22%
Immobilien
3%

Die Fondsmanager setzen bei der Allokation auf eine breite Diversifikation und eine passive Anlagestrategie. Mit über 9.000 Einzelwerten erzielt der Staatsfonds eine breitere Streuung als der MSCI-World ACWI (ca. 3.000 Aktien).

Außerdem erfolgt die Auswahl der Anlageprodukte nach den sog. ESG-Kriterien und ist folglich nachhaltig ausgerichtet. Diese ETF-Portfolio-Aufteilung ist für den langfristigen Vermögensaufbau ausgerichtet.

Exkurs: Die Faulbär-StrategieExkurs

Mit der Faulbär-Strategie hat Focus-Money einen Ansatz vorgestellt, der umstritten ist. Die Anlagestrategie ist nicht zum langfristigen Vermögensaufbau geeignet. Wir erläutern sie an dieser Stelle, weil wir oft auf sie angesprochen werden.

Die Strategie funktioniert folgendermaßen: Du investierst zu Beginn des Jahres in den Länder-ETF, der im vergangenen Jahr am schlechtesten abgeschnitten hat.

Damit folgen die „Faulbären“ einem wissenschaftlichen Befund. Aktien, die sich in der Vergangenheit schlecht entwickelt haben, tendieren dazu, in Zukunft überdurchschnitlich zu performen. Das Problem an der Strategie liegt jedoch im Klumpenrisiko. Dein ganzes Vermögen sollte nicht nur in ein ETF investiert werden. 2008 hättest du mit einem Irland-ETF 66 Prozent deines Depotwertes verloren.

JahrLandRendite
2000Vietnam98 Prozent
2001Südkorea37 Prozent
2002Finnland-19 Prozent
2003Brasilien101 Prozent
2004Vietnam32 Prozent
2005China8 Prozent
2006China114 Prozent
2007Südkorea-8 Prozent
2008Irland-66 Prozent
2009Russland123 Prozent
2010Südafrika15 Prozent
2011Spanien-13 Prozent
2012Österreich27 Prozent
2013Südafrika-26 Prozent
2014Brasilien-2 Prozent
2015Russland7 Prozent
2016Brasilien76 Prozent
2017Dänemark16 Prozent
2018Russland-3 Prozent
2019China25 Prozent
2020Südkorea42 Prozent

Die Faulbär-Strategie hat bis dato zwar eine durchschnittliche Rendite von knapp 18 Prozent p.a. erzielt – deren ETF-Portfolio Aufteilung eignet sich aufgrund des spekulativen Charakters jedoch eher für risikofreudige Anleger.

Passt dein ETF-Portfolio zu deinen Zielen?

Bevor du mit dem Aufbau deines ETF-Portfolios startest, solltest du prüfen, ob das Modell, das du gewählt hast, mit deinem persönlichen Risikoprofil im Einklang steht.

Für risikoaverse Privatanleger eignen sich Strategien mit einer ausgewogenen Diversifikation, während risikofreudige Anleger auch hohe Aktienquoten aushalten.

Sei in jedem fall ehrlich zu dir. Eine Entscheidung für die falsche Strategie kann dazu führen, dass du teure Fehler begehst. Lies dir in jedem Fall unseren Ratgeber zu den sieben wichtigsten ETF-Tipps für 2020 durch.

Was kommt vor dem Investieren?

Bevor du überhaupt nur einen Cent investierst, solltest du dir einen Notgroschen aufbauen. Dieser sichert dich und deine Familie in schlechten Zeiten finanziell ab.

Das Geld gehört auf ein Tagesgeldkonto, um kurzfristige Verlustrisiken zu eliminieren. Dass du aktuell keinen Inflationsschutz mit diesem Geld hast, darfst du beruhigt in Kauf nehmen.

Der große Vorteil liegt in diesem Fall in der Planbarkeit und schnellen Liquidität.

Breite Diversifikation und langer Anlagehorizont

Eine breite Streuung und ein langfristiger Anlagehorizont sind die entscheidenden Faktoren für eine erfolgreiche Geldanlage.

Das zeigen Studien und auch eigene Untersuchungen, die wir durchgeführt haben. Stock-Picking und Market-Timing bringen im seltensten Fall bessere Ergebnisse als rein passive Anlagestrategien.

Wer breit streut, vermeidet Klumpenrisiken und reduziert durch die niedrigere Schwankungsintensität die Gefahr vor impulsiven Kurzschlussreaktionen. Solche psychologischen Fallstricke kosten Privatanleger jährlich Milliarden an Euro.

Denk also dran:

  • Sorge für eine hohe Diversifikation (Anlageklassen, Branchen, Regionen etc.)
  • Bleibe langfristig im Markt (mind. 15 Jahre)
  • Bleibe deiner Anlagestrategie treu (passives Management)
  • Passe einmal im Jahr die Gewichtung deines ETF-Portfolios an

Folgst du diesen Regeln, wirst du mit einer hohen Wahrscheinlichkeit solide Ergebnisse erzielen.

Für jede Anlageklasse ein passender ETF

Es gibt mittlerweile über 6.000 verwaltete ETFs auf der ganzen Welt. Sich in diesem Markt zu orientieren kann für Privatanleger zur Herausforderung werden.

Wir haben nach passenden ETFs für die relevantesten Anlageklassen gesucht und in der folgenden Übersicht für euch zusammengefasst:

Wo findet man passende ETFs?

Es gibt zahlreiche Plattformen, welche dir die Suche nach passenden ETFs erleichtern.

Wir nutzen für unsere private Geldanlage die ETF-Suche von extraETF. Durch die umfangreiche Filterfunktion kannst du die Suche sehr stark an deine Bedürfnisse ausrichten.

etf-portfolio-aufteilung-suche
ETF-Suchfunktion bei extraETF (Stand: 08.10.2020)

Alternativ kannst du dafür auch unser ETF-Portfolio-Tool nutzen, das unser Team gebaut hat. Dort findest du die zehn wichtigsten ETF-Portfolio Aufteilungen für Einsteiger und die entsprechenden ETFs aus einer umfangreichen Datenbank.

Achte bei der ETF-Auswahl unbedingt auf die folgenden Kriterien:

  • niedrige Kosten (Total Expense Ration – „Gesamtkostenquote“)
  • Hohes Fondsvolumen
  • Hohes Fondsalter
  • Physische Replikation (Der Fonds soll sämtliche Wertpapiere auch halten)
  • Thesaurierender ETF (Der ETF sollte Kapitalerträge reinvestieren – Zinseszinseffekt)

Eine kompakte Darstellung der wichtigsten Auswahlkriterien findest du hier.

Martin_Coaching
Hi, ich bin Martin
👋

Ich bin Finanzcoach bei Beyond Saving und helfe Menschen dabei, zu finanziellen Selbstentscheidern zu werden. Vor meiner Zeit bei Beyond Saving war ich über 15 Jahre im Private Banking einer Berliner Privatbank unterwegs und habe Privatkunden bei sämtlichen Finanzthemen unterstützt.

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