Mehrkontenmodell: So organisierst du deine Finanzen

Wer kennt das nicht? Man nimmt sich vor am Ende des Monats zu sparen – es klappt jedoch nur ab und zu. Das Problem ist selten das Geld, sondern mangelnde Disziplin.

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Als Student war es fast egal, wie viel ich im Monat verdiente: am Ende konnte ich nie etwas sparen. Das hat mich sehr frustriert.

Als ich das System hinter dem Mehrkontenmodell dank Bodo Schäfer kennenlernte, begann bei mir ein großer Wandel. Das Besondere am System ist die Automatisierung des Sparverhaltens.

Dadurch, dass man sich nicht mehr aktiv fürs Sparen entscheiden muss, tut man es automatisch am Anfang des Monats.

Klingt kompliziert? Wart’s ab, ich zeig dir mal, wie es funktioniert.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Mehrkontenmodell?

Grundsätzlich haben wir alle ein Bankkonto.

Hier landet am Ende des Monats unser Gehalt, von dem anschließend fixe und variable Kosten abgezogen werden. Die Differenz ist unser monatliche Überschuss.

Die meisten Menschen haben lediglich ein Konto, was im Prinzip dazu führt, dass das gesamte Geld ausgegeben werden kann. 

Ein Mehrkontenmodell funktioniert anders. Anstatt dein gesamtes Geld auf einem Konto zu parken, öffnest du mehrere (Unter-)Konten. Am Anfang des Monats wird das Gehalt auf die Konten per Dauerauftrag überwiesen und aufgeteilt – du sparst dich sozusagen „arm“. 

Jedes Konto hat einen eigenen Zweck. Das ist beispielsweise meine Aufteilung:

1

Monatliche Fixkosten (40%)

Auf diesem Konto bleibt das Geld, das ich für Miete, Strom, Internet und Versicherungen ausgebe. Eine Übersicht der Ausgaben habe ich mit unserer Excel Haushaltsbuch Vorlage erstellt.

2

Notgroschen (15%)

Hier landet das Geld, das ich als Absicherung gegen spontane finanzielle Belastungen zur Verfügung haben möchte. Das könnte ein neuer Kühlschrank, aber auch der Verlust meines Jobs sein.

3

Freizeit & Unterhaltung (15%)

Kino, Klettern oder Reisen – im Leben muss man Spaß haben. Um den Spaß noch entspannter zu genießen, baue ich für unsere Pläne regelmäßig ein finanzielles Polster auf.

4

Weiterbildung (10%)

Das beste Investment ist das in dich selbst. Ich belege regelmäßig Online-Kurse und lese sehr viel, um meine Expertise und Skills weiter auszubauen. Betrachte diese Ausgaben nie als Kosten – sie erhöhen nämlich deinen Marktwert.

5

Altersvorsorge & Vermögensaufbau (20%)

Die Rentenlücke wird immer größer, die private Altersvorsorge immer wichtiger. Aus dem Grund investiere ich 20 Prozent meiner monatlichen Einnahmen in ein breit gestreutes ETF-Portfolio. Je früher du mit dem Vermögensaufbau startest, desto besser.

Mehr Überblick, mehr Kontrolle über deine Finanzen

Je älter man wird, desto größer wird auch die Komplexität der eigenen Finanzen.

Es kommen zusätzliche Ausgaben hinzu, die es mit der Zeit immer schwieriger machen, einen Überblick zu behalten.

Hast du dir mit einem Haushaltsbuch einmal einen Überblick über deine monatlichen Einnahmen und Ausgaben verschafft, kannst du diese Komplexität mit einem Mehrkontenmodell eliminieren.

Denn: jeder Ausgabenkategorie wird ein Budget zugeordnet, welches per Dauerauftrag auf das entsprechende Konto überwiesen wird. So weißt du immer, was mit deinem Geld passiert und wie viel du für welchen Zweck noch zur Verfügung hast.

Sonderfall Schulden: Was solltest du tun?

Schulden loswerden sollte deine Priorität sein.

Sofern du noch offene Kredite, Darlehen oder Kreditkartenschulden hast, empfehlen wir dir ca. 50 Prozent des Sparanteils zur Tilgung deiner Verbindlichkeiten zu nutzen (als ca. 7,5 Prozent deines Nettoeinkommens).

Du solltest nicht alle deine finanziellen Mittel in die Schuldentilgung stecken – sondern parallel dazu Geld sparen und im Idealfall Vermögen aufbauen.

Aber auch hier gilt: der richtige Weg hängt davon ab, wie gut du dich mit der jeweiligen Strategie fühlst. Willst du lieber schnell schuldenfrei sein, dann erhöhe den Anteil, der in die Schuldentilgung fließt.

Bei einem Dispokredit oder Kreditkartenschulden solltest du das – aufgrund der teuren Zinssätze – in jedem Fall tun.

Schnellball- vs. Lawinenmethode

Zum Schuldenabbau stehen dir grundsätzlich zwei Methoden zur Verfügung: 

Bei der Schneeballmethode tilgst du zunächst die kleinsten Schulden – also die, die du schnell loswerden kannst. Das sorgt Studien zufolge für ein positive Verstärkung und diszipliniert.

Bei der Lawinenmethode tilgst du zunächst die Verbindlichkeit mit dem höchsten Zinssatz, um deine Kosten zu reduzieren. Das erfordert zwar Durchhaltevermögen und Disziplin – ist jedoch die aus finanzieller Sicht vernünftigere Strategie.

Wie viele Konten sind optimal?

Die kurze Antwort: das hängt ganz von deiner Situation ab.

Die lange Antwort: die richtige Anzahl hängt von den individuellen Umständen ab und wie du deine persönlichen Finanzen organisieren willst. Eine gute Daumenregel sind drei Konten.

Mit dem ersten Konto deckst du deine fixen und mit dem zweiten Konto deine variablen Ausgaben. Der Rest (Sparquote) fließt auf dein Rücklagenkonto, bis dein Notgroschen groß genug ist. Danach fließt der Teil auf dein Depot, von dem aus du Vermögen für das Alter aufbaust.

Ich werde in Zukunft noch weitere Konten eröffnen (z.B. für Geschenke, Spenden, Elektronik etc.), um meine private Finanzen noch exakter zu verwalten und planbarer zu machen.

Wo bekomme ich so viele Unterkonten?

Du brauchst für ein 5-Kontenmodell keine fünf Banken. N26 zum Beispiel bietet dir mit dem Spaces-Feature die Möglichkeit kostenlose Unterkonten mit individuellem Sparziel zu eröffnen. Auch Revolut und Tomorrow bieten eine entsprechende Funktion an.

Aber auch abseits der Mobile-Banking Angebote bieten Banken die Möglichkeit Unterkonten zu eröffnen. Bei der ING DiBa kannst du innerhalb weniger Klicks bis zu fünf Unterkonten anlegen.

Wichtig ist nicht die Anzahl der Unterkonten, sondern dass du jedem Konto einen individuellen Zweck zuordnest. Das bringt Ordnung in deine Finanzen.

Fazit zum Mehrkontenmodell

Was ich am Mehrkontenmodell am meisten schätze, ist der Überblick, den ich dadurch für meine private Finanzplanung gewinne. Dieses Gefühl von Kontrolle lässt mich nachts entspannter schlafen.

Die oben genannten Prozentwerte und Unterkonten beziehen sich auf meine persönliche Situation. Du solltest immer Werte finden, die zu dir passen. Du kannst sie jedoch als Richtwerte für eine erste Orientierung nutzen.

Denk in jedem Fall daran, dir einen Notgroschen aufzubauen. Er ist die Grundlage für eine solide Finanzplanung und sichert dich gegen finanzielle Engpässe ab.

Das Mehrkontenmodell ist ein tolles Tool, um die eigenen Finanzen besser im Griff zu haben.

Martin_Coaching
Hi, ich bin Martin
👋

Ich bin Finanzcoach bei Beyond Saving und helfe Menschen dabei, zu finanziellen Selbstentscheidern zu werden. Vor meiner Zeit bei Beyond Saving war ich über 15 Jahre im Private Banking einer Berliner Privatbank unterwegs und habe Privatkunden bei sämtlichen Finanzthemen unterstützt.

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