Private Finanzen verwalten: Anleitung, Tipps & Tricks

Lerne, wie du deine privaten Finanzen verwaltest und wieder die Kontrolle übernimmst.

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Du bist hier:

Kommt dir die Situation bekannt vor?

Du hast beschlossen, deine Finanzen endlich in den Griff zu bekommen? Du baust dir einen Haushaltsplan, trackst einen Monat lang deine Ausgaben, aber nach drei Monaten landest du wieder dort, wo du angefangen hast.

Dann geht es dir wie Millionen anderer Menschen auf der Welt.

Kurzfristige „Ich bringe meine Finanzen mal in Ordnung“-Lösungen funktionieren nicht. Finanzen sind ein Thema, bei dem nur eine langfristige Strategie sinnvolle Resultate liefern kann.

Die gute Nachricht: Du bist hier an der richtigen Adresse!

Denn in diesem Leitfaden zeige ich dir:

  • wie du deine finanziellen Ziele klar definierst,
  • wie du dir einen Überblick über deine Finanzen verschaffst
  • und wie du dein Sparverhalten mit dem 2-Konten-Modell optimierst.

Private Finanzen verwalten ist alles andere als schwer.

Lass uns loslegen!

Inhaltsverzeichnis

Zahnarzt oder Finanzen?

Es gibt Dinge im Leben, mit denen wir uns einfach ungern beschäftigen.

Gerade beim Thema Finanzen äußert sich diese Abneigung unter Deutschen extrem.

Hier mal ein paar Fakten:

  1. 73% der Menschen gehen in Deutschland lieber zum Zahnarzt, als sich um die eigenen Finanzen zu kümmern.
  2. 51% der Deutschen sind der Meinung, dass sie eine schlechte Finanzbildung haben.
  3. 75% der Deutschen grübeln beim Einschlafen über ihre Finanzen.
  4. 36% der Deutschen sehen in Finanzen Konfliktpotenzial für die Beziehung.
  5. Finanzbildung ist laut schwedischen Forschern ein „signifikanter“ Faktor für Herz-Kreislauf-Risiken.

Gerade die letzten beiden Punkte zeigen: Es geht hier nicht nur darum, 100 Euro mehr im Monat zu sparen – sondern vor allem um deine körperliche Gesundheit und Fitness, die du mit einer schwachen Finanzplanung in Gefahr bringst.

Großer finanzieller Kopfschmerz entsteht bei den meisten, wenn sie an ihre Altersvorsorge denken.

Der Sprung in die Rente ist für diejenigen, die privat nicht rechtzeitig vorgesorgt haben, eine kritische Herausforderung. Als „normaler“ Angestellter bricht ein großer Teil des monatlichen Einkommens einfach weg, während die Kosten tendenziell konstant bleiben – wenn nicht sogar steigen (z.B. aufgrund gestiegener Gesundheitskosten).

Zusätzlich erwarten Experten, dass die gesetzlichen Rentensysteme das aktuelle Rentenniveau langfristig nicht halten können. Das erhöht wiederum den Druck auf die private Altersvorsorge, die wiederum eine gesunde Finanzplanung voraussetzt.

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Je früher du anfängst privat vorzusorgen, desto weniger Stress hast du im Alter.

Dabei ist doch gerade die Rente der Zeitpunkt, neue Dinge zu erleben, die im Arbeitsleben nicht möglich waren, nicht wahr? Was ist mit der langersehnten Reise durch die Regenwälder Südamerikas, die Safari in Südafrika oder das Häuschen am See?

Natürlich ist es nicht unbedingt das spannendste Thema, seine privaten Finanzen zu verwalten.

Aber wenn du später ein finanziell sorgenfreies Leben führen möchtest, dann solltest du keine Zeit verlieren und heute schon in die Vorbereitung gehen. Viele Aspekte der privaten Finanzplanung lassen sich zudem automatisieren.

Aber dazu später mehr. Jetzt fangen wir erstmal mit dem Leitfaden an.

Bist du bereit?

Sehr gut! Es geht los mit den Basics, nämlich der Definition deiner finanziellen Ziele:

Deine finanziellen Ziele: Wo willst du hin?

Kennst du diesen klugen Spruch?

“Viele sind hartnäckig in Bezug auf den einmal eingeschlagenen Weg, wenige in Bezug auf das Ziel.”

So treffend hat es der deutsche Philosoph Immanuel Kant einst formuliert.

Das Zitat bleibt bis heute zeitlos. Denn tatenlos darauf zu hoffen, dass sich etwas ändert, ist auch heute so zwecklos wie schon vor 200 Jahren. Der Mensch braucht Ziele – insbesondere in finanzieller Hinsicht.

Was bedeutet das konkret?

Bevor du dich mit Sparquoten, ETFs und Co. beschäftigst, solltest du dir bewusst machen, was du überhaupt erreichen möchtest, warum du finanziell unabhängig sein willst und welche Bedeutung finanzielle Freiheit eigentlich für dich hat.

Gemeinsam werden wir uns jetzt anschauen,

  1. welche finanziellen Ziele es für dich gibt,
  2. warum es wichtig ist, dass du dir über deine Ziele bewusst wirst
  3. und was es mit „finanzieller Freiheit“ auf sich hat.

Los geht’s mit deinen Zielen.

Setze dir finanzielle Ziele

Zweimal im Jahr auf die Fidschi-Inseln fliegen, endlich das langersehnte Segelboot kaufen oder beim Essen im Restaurant nicht mehr auf die Preise achten: Jede Person hat andere finanzielle Ziele, die unterschiedlich teuer sind.

Wir unterscheiden zwischen:

  1. Kurzfristigen Zielen: (< 2 Jahre: Kühlschrank, Laptop, Urlaub, Ordnung im Papierkrieg);
  2. Mittelfristigen Zielen: (3-9 Jahre: Sabbatjahr, MBA-Studium, Berufswechsel);
  3. und Langfristigen Zielen: (> 9 Jahre: Rente aufbessern, Kinder, finanziell frei sein)

Um all diese Ziele irgendwann tatsächlich zu erreichen, ist es wichtig, sie stets vor Augen zu behalten. 

Bei jedem Ziel solltest du dir also überlegen:

  • Was möchtest du konkret erreichen?
  • Wann möchtest du das erreichen? In den nächsten 3 Jahren oder kurz vor Eintritt in den Ruhestand?
  • Wie hoch sind die Kosten der jeweiligen Ziele?
  • Wie viel Geld musst du jeden Monat ansparen, um dieses Ziel zu dem festgelegten Zeitpunkt finanzieren zu können?

Außerdem hat sich in den vergangenen Jahren bei vielen Menschen der Wunsch entwickelt, langfristig „finanziell frei“ zu sein.

Was bedeutet finanzielle Freiheit?

Finanziell frei ist, der allein von passivem Einkommen leben kann.

Das kann zum Beispiel bedeuten, dass du ab einem Alter von 67 Jahren für den Rest deines Lebens jeden Monat ein Netto-Einkommen von 2.100€ zur Verfügung hast, von dem alle Fixkosten (Miete, Nahrungsmittel etc.), aber auch Ausgaben für „Luxus“ (Reisen, Essen gehen etc.) finanziert werden können.

Ohne eine frühzeitige private Altersvorsorge ist das jedoch nur selten möglich.

Denn: Menschen werden älter und das Rentensystem, auf das wir alle vertrauen, bröckelt. Das Rentenniveau befindet sich bereits auf einem tiefen Niveau – die Tendenz zeigt weiter nach unten. 

Auf dieser Grundlage ist eine Grundsicherung allein durch staatliche Bezüge nicht realisierbar. Du solltest also in jedem Fall privat fürs Alter vorsorgen, um im besten Fall tatsächlich allein von passiven Einkommensströmen leben zu können.

Zur Einordnung: Dieses Ziel ist mehr als sportlich. Schließlich musst du dafür ein Vermögen von etwa einer halben Million Euro aufbauen (6 % angenommene Rendite).

Machbar ist es allerdings (mit dem richtigen Plan) schon.

So lange brauchst du, um deine finanziellen Ziele zu erreichen

Finanzielle Freiheit bedeutet jedem etwas anderes. Je nachdem, wann du welches finanzielle Ziel erreichen willst, verändert sich auch die erforderliche monatliche Sparrate.

Wichtig ist für den Start aber vor allem eines: Setz dir Ziele und bleib am Ball. Nur so wirst du langfristig erfolgreich sein.

Geheimtipp: Schreibe oder zeichne dir deine Ziele auf ein Blatt Papier und häng es dir ins Zimmer, ins Bad oder in die Küche. Was stark nach einem Kindergarten-Trick klingt, ist am Ende des Tages ein cleverer psychologischer Hack, der von Menschen wie Bill Gates, Jeff Bezos oder auch Barack Obama im Alltag angewandt wird.

Ein Tool, das wir dir empfehlen, um herauszufinden, wann du finanziell frei bist, ist unser Finanzielle-Freiheit-Rechner. Schau mal rein und gebe uns gerne Feedback in den Kommentaren.

Private Finanzen Verwalten: Starte mit einem Überblick

Es wird Zeit, reinen Tisch zu machen!

Ja, richtig.

Denn bevor du auch nur einen Cent in deine Altersvorsorge investierst, solltest du zunächst eine Frage beantworten können: Wie viel kannst du eigentlich anlegen? Das mag erstmal banal klingen, ist aber extrem wichtig für den Einstieg.

Um Geld zu investieren, brauchst du einen Überblick über deine Finanzsituation. Es macht nämlich keinen Sinn heute 4.000 € anzulegen, wenn dein Kühlschrank kaputt ist und dein Wohnung renoviert werden muss.

“Es ist besser, einen Tag im Monat über sein Geld nachzudenken, als einen ganzen Monat dafür zu arbeiten.”

Dabei helfen kann dir ein Haushaltsbuch.

Stimmt, schon Oma hatte so eins.

Aber, ich verspreche dir, dass es ein extrem effizientes Tool ist, mit welchem du dein persönliches Finanzverhalten sehr gut nachvollziehen kannst.

In diesem Kapitel wirst du lernen,

  1. wie du einen Überblick über deine Finanzen bekommst,
  2. wie du deine zukünftige Sparquote berechnest
  3. und wie dir das 2-Konten-Modell beim Sparen hilft.

Tracke deine Ausgaben mit einem Haushaltsbuch

Ein Haushaltsbuch zu führen, bedeutet eigentlich nichts anderes, als jeden Monat sämtliche Einnahmen und Ausgaben aufzulisten und daraus den Überschuss zu errechnen. Sei ehrlich zu dir, das ist essenziell.

Alle Ausgaben bedeutet: jede Pizza, jeder Barbesuch und jedes Monatsabo.

Das geht einerseits analog mit Papier und Bleistift, aber auch digital: zum Beispiel mit unserer kostenlosen Excel Haushaltsbuch Vorlage oder einer Finanz-App.

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Gelistet werden zunächst deine Einnahmen. Neben dem Nettogehalt können das Erträge aus einem Nebenjob, Kindergeld, BAfög, Zuschüsse oder andere Einnahmen sein.

Unter den Einnahmen trägst du im nächsten Schritt deine Ausgaben ein. Starte mit den fixen Kosten, sprich: Miete, Kosten für Versicherungen, Abos, Handyverträge und sonstige Mitgliedschaften.

Danach folgen deine variablen Kosten. Darunter fallen Lebensmittel, Ausgaben fürs Essengehen, Klamotten etc. Denk daran, hier wirklich alle Kosten einzutragen, um ein möglichst genaues Bild deiner persönlichen Finanzen zu erhalten.

Wie lange solltest du das Haushaltsbuch führen?Das hängt ganz von dir ab. Bist du konsequent, solltest du nach ca. 2 Monaten ein Gespür für dein Konsumverhalten haben.

Wichtig ist es, frühzeitig Sparpotenziale zu entdecken, und diese für deine finanziellen Ziele einzusetzen.

Ich würde dir empfehlen, so lange wie möglich am Ball zu bleiben. Es ist ein gutes Instrument, um sich selbst immer wieder zu motivieren.

Jetzt kommen wir zum Thema Sparen.

Lege deine persönliche Sparquote fest

Hast du deine Einnahmen und Ausgaben eingetragen, berechnet unser Excel-Tool deinen monatlichen Überschuss – konkret: deine potenzielle Sparrate. Dabei handelt es sich um den Betrag, den du monatlich sparen bzw. anlegen könntest.

Die durchschnittliche Sparrate der privaten Haushalt in Deutschland lag 2019 bei 10,9%. Bei einem durchschnittlichen Nettoeinkommen von 2.100 Euro sind das ca. 230 Euro pro Monat.

Potenzial nach oben besteht in jedem Fall, denn wir geben einfach zu viel Geld für Kleinigkeiten aus, deren Kosten wir einzeln betrachtet unterschätzen.

Zur Einordnung: Eine Sparquote zwischen 20% und 30% gilt als sehr gut.

Man muss in dem Fall berücksichtigen, dass die 10,9% einen Durchschnittswert darstellen, der sich insbesondere zwischen Altersgruppen stark unterscheidet. Im hohen Alter ist eine niedrige Sparquote weniger tragisch, als in jungen Jahren.

Schwierig wird es, wenn du weniger als zehn Prozent deines Einkommens zurücklegen kannst. In diesem Fall ist es wichtig, dass du dir Gedanken darüber machst, wie du deine Ausgaben senken und im Idealfall deine Einnahmen erhöhen kannst.

Den Kopf hängen lassen ist aber auch in diesem Fall keine gute Idee.

Es gibt nämlich viele Wege, Geld zu sparen.

Automatisiere dein Sparverhalten mit dem 2-Konten-Modell

Natürlich gibt es auch Geringverdiener, die gar keine andere Wahl haben, als 80% und mehr ihres Nettoeinkommens für ihren Lebensunterhalt auszugeben.

In allen anderen Fällen, ist es einfach wichtig, ein System aufzubauen, das einen zum Sparen zwingt (im positiven Sinne als Investment in sich selbst).

Das Ganze folgt einem einfachen psychologischen Prinzip. Zahlst du jeden Monat, unmittelbar nach Eingang deines Gehalts einen festgelegten Betrag per Dauerauftrag auf ein anderes Konto, kommst du gar nicht erst in Versuchung das Geld für Konsum auszugeben.

Ich nutze dafür das 2-Konten-System.

Du kannst das 2-Konto-Modell um viele weitere Konten mit individuellen Sparzielen erweitern (sogenanntes Mehrkontenmodell).

Konto Nr. 1 ist dabei dein Girokonto, auf das jeden Monat dein Gehalt eingezahlt wird. Dein Sparquote sollte direkt nach Eingang deines Gehalts auf ein zweites Konto (Tagesgeldkonto) per Dauerauftrag überwiesen werden.

Für ein Tagesgeldkonto gibt es zwar keine Zinsen, dafür ist dieses Konto aber auch nicht gedacht. Es geht darum, dass du dir eine Rücklage für Notfälle bzw. spontane Ausgaben aufbaust, mit denen du nicht rechnen kannst.

Sobald du fünf bis sechs Netto-Monatsgehälter als „Notgroschen“ auf dem Tagesgeldkonto angespart hast, lenkst du die Überweisung auf dein Verrechnungskonto bei deiner Depotbank. Von dort aus kannst du mit dem Investieren starten und Vermögen für deine finanzielle Freiheit aufbauen.

2-konten-modell-übersicht
Zahle 30% deines Nettoeinkommens auf dein Rücklagen- bzw. Sparkonto automatisiert ein.

Gibt es Finanz-Apps für die persönliche Finanzplanung?

Heutzutage gibt es für alles eine App – auch für das Thema Finanzen.

Und diese können dir den Einstieg in die Welt der persönlichen Finanzen deutlich erleichtern.

Das Ökosystem an Finanz-Apps ist so riesig, dass wir uns dachten: Eine Infografik muss her!

Fazit: Worauf wartest du noch?

Et voilà.

Der Weg zur finanziellen Freiheit scheint vielleicht zu Beginn mühsam und langwierig. Doch jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt.

Jetzt ist es Zeit, das Gesagte in die Tat umzusetzen. Du weißt, wie du einen Überblick über deine Finanzen bekommst und mithilfe des Haushaltbuchs auch, wie viel du jeden Monat zur Seite legen kannst.

Im nächsten Schritt solltest du dir Gedanken darüber machen, wie du dein Geld sinnvoll investierst.

Denn: auf dem Verrechnungs- oder Girokonto gibt es keine Zinsen und die Inflation nagt am Wert deines Vermögens.

Welche Möglichkeiten du hast, dein Geld mithilfe von ETFs für dich arbeiten zu lassen, erklären wir dir in unserem Leitfaden zum Passiven Investieren.

Bleib am Ball, auch wenn du mal das Gefühl bekommst, dass du „keine Lust“ mehr auf Finanzen hast.

Es lohnt sich in jedem Fall!

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Hi, ich bin Martin
👋

Ich bin Finanzcoach bei Beyond Saving und helfe Menschen dabei, zu finanziellen Selbstentscheidern zu werden. Vor meiner Zeit bei Beyond Saving war ich über 15 Jahre im Private Banking einer Berliner Privatbank unterwegs und habe Privatkunden bei sämtlichen Finanzthemen unterstützt.

Vorschau_SB

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